Der Clifton 2, sein Vorgänger, ist bis heute mein absoluter Lieblingsschuh in meiner nicht gerade kleinen Sammlung.
Wie also würde sich sein Nachfolger machen? Könnte ich also meine langen Vorbereitungsläufe und eventuell den nächsten Marathon oder auch den Rodgau 50 wieder mit diesem Schuh laufen?
Der Test beginnt mit einer Enttäuschung. Warum in aller Welt musste man bei einer Weiterentwicklung den Schuh schwerer machen?
Sein Vorgänger war ein Wunder an Passform, Halt und Leichtigkeit. Wieso hat man diese Vorteile geopfert? Muss ein ohnehin saubequemer Schuh noch bequemer gemacht werden? Manchmal kann man auch verschlimmbessern!
Was mache ich nun mit diesem Schuh? In die Ecke schmeißen wäre die eine Variante, ich entscheide mich für eine andere:
Zuerst kaufe ich mir im Sale einen neuen Clifton 2, denn man weiß ja nie! Und dann beschließe ich, den Schuh unvoreingenommen von seinem Vorgänger zu testen.
Also wird der Schuh kurzerhand noch vor dem Frankfurt Marathon geschnürt, als der 32 km Lauf vor dem Frankfurt Marathon auf dem Programm steht. Und siehe da, es geht. Und so spule ich seitdem in gewohnter Manier weiterhin meine langen Läufe ausschließlich mit Clifton Modellen ab.
Die Sprengung des Clifton 3 wurde unverändert bei 5 mm belassen und beim Komfort ist die durchgehende, formgepresste EVA-Zwischensohle ohnehin kaum zu überbieten.
Nur der Raum im Vorfuß ist selbst für meine Plattfüße extrem groß und wird mir im Laufe der Vorbereitung noch einige kleinere Probleme bereiten. Auch das Obermaterial und die Fußkappe empfinde ich als relativ starr und wenig geschmeidig, auch wenn die bekannte nahtlose Speedframe-Konstruktion verwendet wird.
Dazu kommt das etwas höhere Gewicht, dass die Langen Läufe spezielle auf den letzten Kilometern doch deutlich anstrengender macht.
Nun zu den Blessuren: Einmal hebe ich mir den kleinen Zehnagel ab, der sich unbewusst im Obermaterial verhakt hat und in der letzten Woche schaffe ich es, zum ersten Mal meinen großen Zeh zu demolieren. Durch Reibung am Obermaterial entsteht eine riesige Blase und dann wird auch noch irgendwie meinen Zehnagel nach oben geschoben. Ein Gefühl, dass für mich völlig neu ist.
Warum halte ich das aus?
Meine Sprunggelenke waren zu Beginn meiner Laufkarriere die Schwachstelle meines Laufkörpers. Das hat sich grundlegend geändert, seitdem ich die längeren Trainingsläufe vorzugsweise in Schuhen von HOKAONEONE bestreite. Ich habe weder während des Laufes noch am folgenden Tag Schmerzen und auch muskulär geht die Erholung relativ zügig vonstatten.
Und in die Reihe dieser Schuhe reiht sich der Clifton 3 großartig ein. Zwar werde ich ihn wegen seines Gewichtes nicht im Wettkampf einsetzen, aber für lange Läufe im Training bleibt er erste Wahl.
Außerdem ist der Clifton kein reiner Straßenschuh, er lässt sich auch sehr gut auf befestigten, manchmal auch unebenen Waldwegen laufen, ohne dass sich der Komfort nachhaltig verändert. Niemals habe ich das Gefühl der Unsicherheit, wie man es vielleicht bei der optisch gewaltigen OVER SIZE-Mittelsohlenkonstruktion befürchten könnte.
Mittlerweile zeigt die Sohle nach 450 Kilometern schon die HOKA-typischen Abnutzungserscheinungen, aber dem Laufgefühl tut das wie gewohnt keinen Abbruch. So werden die Schuhe die gewohnten 750 km für mich durchhalten.
Fazit: Der Clifton 3 ist ein sehr guter Allrounder und hervorragend für lange Trainingsläufe geeignet. Er ist nicht zu weich, wie mancher wegen der hohen Plateausohle meinen würde. Verbesserungswürdig wären aus meiner Sicht das Gewicht und der selbst für meine Füße recht große Fußraum. Nach wie vor mangelt es den Sohlen an langer Haltbarkeit, allerdings konnte ich beim Komfort keine Qualitätsverschlechterung feststellen.
Ich würde persönlich zwar das Vorgängermodell vorziehen, aber trotzdem bleibt der Schuh ein klarer Kauf.