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Die Reise begann schon wie ein Abenteuer. Igor, der ebenfalls in meiner Heimatstadt wohnt und ich hatten für den Hinflug den Weg von Frankfurt über München nach Boston gewählt, da diese Route preislich deutlich günstiger als der Direktflug war. Da der erste Tag nach einem Interkontinentalflug sowieso von dem Kampf des Körpers mit der Zeitverschiebung geprägt ist, wäre die Ankunftszeit sowieso völlig nebensächlich gewesen.
Allerdings gab es den ersten Schreck schon nach dem Frühstück, denn der ursprüngliche Zubringerflug wurde um 8:00 morgens storniert und wir wurden auf den Flieger eine Stunde später umgebucht. So weit, so gut, sollte sich doch Lufthansa darum kümmern, wie wir unseren Transatlantikflieger erreichen. Oder sollte doch Freitag, der 13. ein schlechtes Omen sein?
Mit einem ordentlichen Sicherheitspuffer von drei Stunden fuhren wir mit der S-Bahn zum Flughafen. Noch bevor wir unser Gepäck einchecken konnten wurde auch der nächste München-Flieger wegen des schlechten Wetters storniert. Glücklicherweise waren wir zu dem Zeitpunkt fast auf der Höhe des Umbuchungsschalters und von da an ging alles ganz schnell.
Ich erinnerte mich daran, dass ungefähr um diese Zeit auch der Direktflug nach Boston starten sollte und die sehr nette Dame am Lufthansa-Schalter buchte uns sofort auf diesen Flug um. Zwar gab es nur Sandwichplätze, aber immer noch besser, als noch einen Tag in Frankfurt zu warten. Allerdings musste alles ganz schnell gehen.
Ich wurde (fast glücklicherweise) noch für die verschärfte Sicherheitskontrolle ausgewählt und wurde damit an der Schlange der Wartenden vorbei zu einem Extraschalter gebracht.
Dann musste ich fast mein ganzes Handgepäck, im Wesentlichen die Wettkampfkleidung und die Laufschuhe (man weiß ja nie) und Essen einzeln aufs Band legen, aber trotzdem war ich doch deutlich schneller als die anderen Fluggäste.
Danach hieß es, zügig zum (natürlich hintersten) Gate zu laufen, denn das Boarding war bereits in vollem Gange, so dass keine Zeit für einen Kaffee oder ein Toilettengang blieb.
Die Maschine war gut belegt, so dass Igor und ich nicht nebeneinander sitzen konnten. Trotzdem hatte ich dann noch wahnsinniges Glück, weil mir (warum eigentlich?)einer der Stewards ein übrig gebliebenen Fensterplatz anbot, den ich in dem Fall gerne annahm. Soll noch mal einer sagen, dass Freitag, der 13. ein Unglückstag ist :).
Eine halbe Stunde später stellte ich dann fest, dass Peter vom #twitterlauftreff aus Wien nur zwei Reihen hinter mir saß. Fast die Hälfte des Fluges verbrachten wir dann mit Läufertalk im hinteren Bereich des Fliegers, denn wann hat man schon mal so viel Zeit, über gemeinsam Erlebtes und zukünftige Planung zu fachsimpeln. Nur wirklich schade, dass er wegen seines erlittenen Kreuzbandrisses nicht starten konnte.
Ansonsten verlief der Flug unspektakulär und wir erreichten Boston pünktlich. Hier gleich ein kleiner Tipp: Wenn man seine Fahrt Downtown in der "Silver Line" beginnt ist die Weiterfahrt auf den anderen Subway Linien kostenlos. Ansonsten lohnt sich der Kauf eines Charlie-Tickets für mehrere Tage.
Für Teilnehmer des Marathons, die nicht in Gehweite des Zielbereichs wohnen, kann ich eine Unterkunft entlang der "Green Line" nur empfehlen. Mit dieser Linie erreicht man bequem Boston Common, von wo der Bustransfer zum Athletes Village in Hopkinton startet.
Außerdem liegt die Station Arlington direkt am Ende des abgesperrten Areals nach dem Zieleinlauf, so dass auch die Rückfahrt sehr schnell erfolgen kann.
Ein großer Vorteil an Tagen wie diesem. Gerieten in diesem Jahr die Wartezeiten bei der Kleiderbeutelrückgabe und noch viel schlimmer in den durch den Regen zum Teil überschwemmten Umkleidezelten nach Berichten von Betroffenen spätestens hier zum Kampf gegen die Unterkühlung.
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Der Samstag war dann wider Erwarten gespickt mit Aktivitäten. Nach dem Frühstück (dem Jetlag sei Dank sehr früh) machte ich eine "Freedom Trail" Tour mit FreeToursByFoot Guide Brian, die kurzweiligste Führung, die ich je erlebt habe. Zwar kamen wir in knapp zwei Stunden insgesamt nur bis zur Fanueil Hall, aber bei den vorherrschenden Winden und Temperaturen um den Gefrierpunkt war das lange genug. Einen kurzen Einblick gibt es im folgenden Video:
Danach wollte ich mich mit Igor, Peter und Matthias auf der Marathonmesse treffen, allerdings verpassten wir uns dort. So holte ich mir die Startunterlagen ab und machte mich alleine auf den Weg zur Marathon Mall.
Diese übertrifft bei weitem alles, was ich bisher in Hamburg, Berlin oder Frankfurt erlebt habe. Speziell beim Hauptsponsor adidas ist die Hölle los.
Jede(r) Läufer(in) deckt sich hier nach eigenem Gusto mit den offiziellen Devotionalien nach eigenem Gusto ein, aber das Celebration Jacket ist, egal was man über die Farbe denkt, einfach Pflicht. Ganz Boston, aber wahrscheinlich auch ganz New England ist elektrisiert von diesem Marathon und es verging kein Tag, bei dem ich nicht auf den Lauf angesprochen wurde.
Da ich dann aber von Matthias und Peter ein Lebenszeichen aus einer nahe gelegenen Hotelbar bekam ließ ich den Rest sausen und wir machten endlich unseren #twitterlauftreff in Boston. Danach überfiel uns alle früh die Müdigkeit und ausschlafen ist speziell in den Tagen vor dem Marathon Pflicht.
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Am Sonntag traf ich mich dann mit Igor in einem Pavement Coffee House zum Frühstück. Diese Kette mit insgesamt 6 Filialen in Boston ist einfach der Hammer.
Nach dem "Housemade Granola with Yoghurt and Seasonal Fruits" könnte ich süchtig werden. Auch der Kaffee ist erste Sahne und die Bagels sahen allesamt fantastisch aus, aber ich kam einfach an dem Müsli nicht vorbei.
Danach ging es nochmal zur Messe. Der Rest ist nicht besonders großartig, aber auch nicht schlecht. Am Brooks Stand lernte ich gleich Nate von "The Run Experience" kennen und durfte ihm ein kleines Interview geben.
Scott Jurek hielt sich ebenfalls in der Nähe auf, aber den durfte ich schon während eines Cooking-Events in Berlin kennen lernen und deshalb wollte mich nicht in die ewig lange Schlange einreihen nur für einen Handshake.
Dass er gerade sein neues Buch "North: Finding My Way While Running the Appalachian Trail" veröffentlicht hatte war mir leider entgangen, und somit auch die Chance auf eine weitere Widmung.
Beim Energieriegel-Hersteller CLIF, auch Sponsor in Boston, gab es einige Geschmacksarten zu probieren und zu kaufen, die man in Europa gar nicht bekommt. Außerdem waren hier die Verkaufspreise außerordentlich günstig, so dass ich mir hier locker 1 kg Extragepäck für daheim auflud.
Auch mein Lieblingsfolterinstrument "The Stick" war dort relativ günstig, so dass sich Lauffreund Igor nach einer kurzen Behandlung zum Kauf überzeugen ließ.
In Deutschland kann man den Marathon Stick u.a. bei Amazon erwerben.
Nach einer guten Stunde aber waren wir auch der Wärme überdrüssig und verabschiedeten uns zum Mittagsschlaf. Schließlich stand am Abend noch die offizielle Pastaparty auf dem Programm.
Vorab wurden die Läufer in Schichten eingeteilt und als ich gegen 18:00 die City Hall erreichte, wusste ich auch warum.
Eine mehrere 100 Meter lange Schlange wartete, nicht zuletzt wegen der starken Sicherheitskontrollen, geduldig im eisigen Wind. Nach etwas mehr als einer halben Stunde aber war es geschafft. Uns erwarteten tatsächlich Berge schmackhafter Pasta, Caesars Salad und Nudelsalat.
Dazu Getränke inclusive dem speziellen 26.2 Marathon Brew von Samuel Adams. Leider war mehr als ein Becher vor dem Lauf für mich tabu. Aber auch die Auswahl an nichtalkoholischen Getränken, vor allem Wasser war mehr als reichhaltig.
In der Schlange lernte ich einen mexikanischen Läufer kennen, der so gar keine Erfahrung mit den erwarteten Wetterbedingungen hatte und interessiert nach Rat fragte.
Da Erick am Schluss deutlich unter 3 Stunden ins Ziel kam, waren die Empfehlungen wohl nicht so schlecht.
Danach hieß es, schnell Abschied nehmen, sich noch einmal den Streckenverlauf zu verinnerlichen und eine große Mütze Schlaf bekommen. Denn nicht nur, dass der große Tag jetzt anstand, die Wetteraussichten waren fürchterlich und sie trafen auch genau so fürchterlich ein.
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