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Dienstag, 22. Mai 2018

S25 in Berlin - Keine Reise wert

Ein Mal den BIG25 (jetzt S25) laufen stand seit Jahren auf meiner ToDo Liste und dank der großzügigen Unterstützung meines Arbeitgebers anlässlich seines 100-jährigem Jubiläums konnte ich selbst drei Wochen nach Boston nicht widerstehen.

So fuhr also eine große Truppe am Samstag morgen mit dem Bus nach Berlin. Nach der Ankunft suchte ich zuerst mein Airbnb auf und schüttelte meine Beine nochmal vier Kilometer aus.



Noch immer fühlten sich die Beine allerdings recht schwer an. Für Sonntag waren auch noch über 20 Grad angekündigt, das würde die Aufgabe nicht leichter machen.

Am nächsten Morgen trafen wir uns am Potsdamer Platz zum Frühstück und dann ging es früh hinaus zum Olympiastadion.


Nach der holprigen Startnummernausgabe für die Sparkassenläufer lief die Kleiderbeutelabgabe aber reibungslos. Wenn man einmal kapiert hat, dass hier als separat erfolgt, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Von dort ging es zum obligatorischen Gruppenfoto und dann in die Startaufstellung. Der Start war holprig, wie leider fast immer bei Großstadtläufen, aber nach 3-4 km hatte ich mich eingerollt. Noch gab es genügend Schatten und so blieb ich bis KM immer unter 5:00 Minuten.




Als wir dann aber in Mitte und auf dem Rückweg der prallen Sonne ausgesetzt waren merkte ich sehr schnell, dass ich das Tempo nicht würde halten können und verlegte mich aufs joggen. Es ging vor bei an den Highlights der Hauptstadt. Vom Olympiastadion ging es schnurstracks vorbei an der Siegessäule und durchs Brandenburger Tor. Danach berührten wir in einem Rechtsschwenk den Gendarmenmarkt.
Der Rückweg erfolgte dann über den Potsdamer Platz durchs Diplomaten- viertel und dann ein Stück entlang des Kudamms.






War es in Boston das Publikum, das die Läufer pushte so war entlang der Strecke Totenstille. Dazu mussten wir uns noch vor Passanten, die permanent unachtsam die Strecke querten, in Acht nehmen.



Einzig der Einlauf ins Olympiastadion mit den Trommlern in den Katakomben brachte ein bisschen Flair in die Geschichte und so weiß ich, dass dies für mich eine einmalige Aktion bleiben wird.







Highlights des Wochenendes blieben somit die Treffen mit Michi, Maty und Ulf, Mandy und Jochen und Nadin (und der gewonnene Garmin Running Dynamics Pod).
Es war schön, euch endlich mal wieder getroffen zu haben!

Freitag, 18. Mai 2018

Boston Marathon 2018 - EPIC EPIC EPIC (2) The Race

Raceday



Ich schlief gut, fast zu gut und ich wachte relativ pünktlich (nur 30 Minuten vor dem Wecker) auf. Bereits in der Nacht hatte der prasselnde Regen begonnen und sollte auch bis zum Ende des Marathontags nicht mehr aufhören.
Die Wettkampfkleidung hatte ich am Vortag gerichtet, die Bagels, Honig und Butter waren eingekauft, so frühstückte ich in aller Ruhe und verrichtete alle nötigen Handlungen ohne jegliche Hetze.
Erster Versuch: Im letzten Moment doch für die Regenjacke entschieden
Da gab es noch den Plan, ohne Jacke zu laufen
Den Empfehlungen, ein weiteres altes Paar Schuhe mit nach Hopkinton zu nehmen konnte ich "mangels Masse" nicht folgen, aber hätte ich es vorher gesehen, wäre ich dem Beispiel einiger Läufer gefolgt und hätte meine Füße bis zum Start in Plastiktüten eingebunden. Man lernt einfach nie aus!

Eine alte Laufhose (Marke Aldi Größe 52!!!) und ein "wunderschöner" Norwegerpullover mussten es als Überzug zusammen mit einem Regencape vom Frankfurt Marathon tun und taten es den Umständen entsprechend auch.

Im letzten Moment entschied ich mich dann Gott sei Dank noch für den Lauf im Essential Run Jacket von Brooks anstatt einer dünnen Regenjacke. Welch eine glückliche Entscheidung!
Dann ging es zur Green Line. Leider vergaß ich meine Pre-Race Trinkflasche, der angenehme Nebeneffekt aber war der nicht vorhandene Harndrang, vor allem im Bus zum Start.

Im Athletes Village gab  es dann noch schnell ein Fläschchen Wasser und einen Donut. Allerdings sind unterwegs wirklich bei jeder Meile(!) Verpflegungsstationen mit Wasser und Gatorade, so dass keiner verdursten muss.

Die Startblöcke beim Boston Marathon sind streng nach Zeiten eingeteilt und auch die Abholzeiten haben enge Fenster. Das ist wichtig und gut, sonst könnte man niemals bis zu 36.000 Menschen auf den schmalen Straßen von Hopkinton zum Starten bringen. Dabei sind die langsameren Starter zumindest in diesem Jahr im Vorteil gewesen, da die Wartezeiten sowohl im Athletendorf als auch am Start für die vorderen Gruppen relativ lang waren.

Ich entschied mich für eine Abholzeit relativ am Ende meines Zeitfensters und so musste ich im Athletes Village auf dem zwar überdachten, aber von den Läufern trotzdem knöcheltief umgepflügten Acker kaum 10 Minuten warten und schon wurden wir aufgefordert, uns auf den Weg zu den Corrals zu machen.
Auf dem Blog von runskills findet ihr ein paar "beeindruckende" Fotos.
Auch hier ist der Weg nochmal relativ weit, ich glaube, vor dem Rennen hat man gehend nochmal zusätzlich zwei bis drei Meilen zurückgelegt. Kaum angekommen konnte ich mich gerade noch meiner Überkleidung entledigen und meine Schuhe nachschnüren und schon fiel der Startschuss.

Endlich!

Klatschnass von Kopf bis Fuß waren wir alle schon, aber endlich kam durch die Bewegung ein bisschen Wärme in den Körper. Mein Zeitziel hatte ich schon vorher ad acta gelegt, unter diesen Umständen war gesund und sicher durchkommen die Devise.

Da der Kurs auf den ersten 16 Meilen erst abschüssig und dann flach ist, darf man weder zu schnell angehen, noch die Hoffnung haben, dass man als Freizeitläufer dieses Tempo vor allem in den Newton Hills durchhalten kann.



Mir war es einfach nur kalt und erst nach einigen Meilen kamen meine Beine einigermaßen  auf Betriebstemperatur. Das Problem war aber nicht der Regen, sondern der permanente, oft böige, eiskalte Wind.  Trotzdem erreichte ich Wellesley und die Halbmarathonmarke mit 1:49 noch auf dem ursprünglichen Fahrplan.



Was sich am Rande der Strecke abspielte war allerdings unglaublich. Bis auf ganz wenige Abschnitte war die gesamte Strecke von fanatischen Zuschauern gesäumt, die uns alle ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit  mit gewaltiger Lautstärke anfeuerten. Besonders und natürlich schon von weitem zu hören der "Wellesley Scream Tunnel".


Da kann man einfach nicht aufgeben, und nur so erklärt sich die trotz des Wetters wahnsinnig hohe Finisherquote von fast 96%.


Auch die Newton Hills lief ich, wie schon das gesamte Rennen, sehr fokussiert, immer wieder angetrieben von einer für die Wetterverhältnisse unglaublichen Menschenmenge. Zwar wurde die Muskulatur immer härter, aber das auf und ab machte mir weniger aus als der Wind und die Temperatur. So war ich doch einigermaßen überrascht, als es plötzlich hieß: "It's all downhill from here". Das also war der berüchtigte Heartbreak Hill!


Als es dann endlich in die Außenbezirke der Stadt ging wurde die Strecke enger und der Geräuschpegel nahm immer weiter zu. Keine Zeit, um sich mit den müden Muskeln und dem Frieren zu beschäftigen. Ich befand mich mittlerweile, so dachte ich zumindest, auf solidem Kurs zu einem Finish unter 3:50 h, aber irgendwo hatte mir wohl das GPS einen Streich gespielt.
Als ich bei KM 40 noch einmal meine Uhr adjustierte bekam ich auf einmal 3:50:30 als Endzeit prognostiziert. Das wollte ich dann doch nicht und so packte ich meine restliche Energie in einen langgezogenen Endspurt.








"Right on Hereford, left on Boylston", die famosen letzten zwei Straßenkehren, die zu laufen sind, zog ich noch einmal richtig durch und so reichte es dann  unter den extrem schlechten Bedingungen für mich sensationellen 3:49:58. Allerdings musste ich lange bangen, denn ich hatte 59 Sekunden handgestoppt und man weiß ja nie.





Wer es noch nie erlebt hat, es ist einfach unglaublich. Das Ziel ist in Sichtweite, ich hatte das Gefühl, ich sei in einem ausverkauften Fußballstadion, so brüllten und trieben uns die Zuschauer ins Ziel.


Und wenn man dann die vorher so oft besuchte Ziellinie passiert, fällt alles von einem ab. Pure Freude und, obwohl ich doch jetzt schon ein paar Marathons gelaufen bin, dieser unglaubliche Moment, am Ziel meiner Träume zu sein. Es hätte nur noch "For A Moment Like This" aus den Lautsprechern gefehlt.


Die Tränen schossen mir in die Augen und es gab für einige Sekunden dieses unglaubliche Gefühl, dass die Zeit still steht. Anders als bei anderen Stadtmarathons, bei denen man von Volunteers sehr schnell aufgefordert wird, weiterzugehen geschah hier alles langsam, mit Gefühl und wie in Trance.








Das Umhängen der Medaille, die Hilfe beim Überziehen der hervorragenden Wärmejacken, alles nahm ich gefangen im Augenblick wahr.





Beim Anblick der Schlange an der Kleiderbeutelausgabe war mir klar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, nichts abzugeben. Wie mir Igor später erzählte standen auch die Umkleidezelte zur Hälfte unter Wasser.


Ich begab mich also gleich in die Arlington Station und war damit zumindest vor dem Wetter geschützt. Zwar musste ich auch 10 Minuten auf meinen Zug warten und weitere 10 Minuten fahren, war aber eben nicht mehr dem Regen und dem eisigen Wind ausgesetzt.


Trotzdem brauchte ich beide Hände, um den Schlüssel ins Schloss zu bekommen und kurze Zeit überlegte ich, bekleidet unter die Dusche zu gehen. Gott sei Dank  war es aber  in meinem Zimmer so warm, dass mir selbst das schwierige Ausziehen der Kompressionssocken einigermaßen zügig gelang.


Am Abend war ich dann nach einem kleinen Schläfchen wieder so gut hergestellt, dass auch dem Besuch der Post-Race-Party im Fenway Park (dem Stadion der Red Sox)  nichts im Wege stand. Diese verlief dann, vor allem im Vergleich zur Pastaparty sehr enttäuschend.

Schon die Beschilderung war mehr als mangelhaft und als wir dann endlich den richtigen Hospitality Bereich erreichten, erhielten wir einen Gutschein für genau ein Getränk. Sind die Restaurantpreise in den USA sowieso schon recht hoch, so waren die Stadionpreise echt happig.

So folgten wir der Vorstellung der beiden Überraschungssieger, machten ein paar Erinnerungsfotos im Stadion und verließen die spärlich besuchte Veranstaltung recht bald.


Unser Belohnungsbier und den fälligen Burger ließen wir uns in einer der umliegenden Bars  schmecken, mit dem Glück, gleichzeitig einem NHL-Playoff Spiel der Boston Bruins folgen zu können.

Dann überfiel uns doch recht schnell die Müdigkeit und wir verabredeten uns zum Abschluss Frühstück im Pavement Coffee House. Damit ging dann am nächsten Morgen mein Boston-Abenteuer zu Ende und ich fuhr noch einige Tage zur Erholung auf Cape Cod. Eine Sammlung der schönsten Bilder dieser wunderschönen Halb(-Insel) findet ihr hier oder auf Flickr.
Cape Cod 2018

Unter all den Eindrücken habe ich beschlossen, auch in diesem Jahr auf den Herbstmarathon zu verzichten. Zwar trainiere ich weiter und habe auch am S25 in Berlin teilgenommen, aber der Rest des Laufjahres wird eher entspannt und ohne Langdistanzen ablaufen.

Eher könnte ich versuchen, noch mehr an meiner Beweglichkeit und Kraft zu arbeiten und meine Zeit auf Unterdistanzen zu verbessern. Aber auch hier gilt: "Alles kann, nichts muss" und so werde ich bei schönem Wetter auch einfach mal nur am Badesee rumlümmeln oder bestenfalls Stand Up Paddling ausprobieren, statt die Laufschuhe zu schnüren.



Nachwort: Endgültig abgeschlossen habe ich das Kapitel Boston noch nicht. Schon auf der Zielgeraden kam mir die fixe Idee, es in fünf Jahren in der M60 noch einmal zu versuchen. Wie schön muss es erst bei gutem Wetter sein...




Hier noch ein paar für euch zusammengestellte Links:


Runskills waren auch vor Ort:
Boston Globe - Yes, this Boston Marathon was great. Here's why
New York Times - What It Was Like to Run the Boston Marathon in a Freezing Deluge
Boston.com - 10 must-see moments from the 2018 Boston Marathon
Boston Marathon Podcast




Montag, 14. Mai 2018

Boston Marathon 2018 - EPIC EPIC EPIC (1) Pre Race

Noch immer bin ich völlig im Bann der Ereignisse rund um meinen Boston Marathon. Wie also fange ich eine Geschichte an, die so beeindruckend war, dass ich sie niemals im Leben vergessen werde? Also werde ich euch die Ereignisse chronologisch und auch erstmals in einem zweiteiligen Post erzählen.


Raceday -3

Die Reise begann schon wie ein Abenteuer. Igor, der ebenfalls in meiner  Heimatstadt wohnt und  ich hatten für den Hinflug den Weg von Frankfurt über München nach Boston gewählt, da diese Route preislich deutlich günstiger als der Direktflug war. Da der erste Tag nach einem Interkontinentalflug sowieso von dem Kampf des Körpers mit der Zeitverschiebung  geprägt ist, wäre die Ankunftszeit sowieso völlig nebensächlich gewesen.

Allerdings gab es den ersten Schreck schon nach dem Frühstück, denn der ursprüngliche Zubringerflug wurde um 8:00 morgens storniert  und wir wurden auf den Flieger eine Stunde später umgebucht. So weit, so gut, sollte sich doch Lufthansa darum kümmern, wie wir unseren Transatlantikflieger erreichen. Oder sollte doch Freitag, der 13. ein schlechtes Omen sein?

Mit einem ordentlichen Sicherheitspuffer von drei Stunden fuhren wir mit der S-Bahn zum Flughafen. Noch bevor  wir unser Gepäck einchecken konnten wurde auch der nächste München-Flieger wegen des schlechten Wetters  storniert. Glücklicherweise waren wir zu dem Zeitpunkt fast auf der Höhe des Umbuchungsschalters und von da an ging alles ganz schnell.



Ich erinnerte mich daran, dass ungefähr um diese Zeit auch der Direktflug nach Boston starten sollte und die sehr nette Dame am Lufthansa-Schalter buchte uns sofort auf diesen Flug um. Zwar gab es nur Sandwichplätze, aber immer noch besser, als noch einen Tag in Frankfurt zu warten. Allerdings musste alles ganz schnell gehen.
Ich wurde (fast glücklicherweise) noch für die verschärfte Sicherheitskontrolle ausgewählt und wurde damit an der Schlange der Wartenden vorbei zu einem Extraschalter gebracht.
Dann musste ich fast mein ganzes Handgepäck, im Wesentlichen die Wettkampfkleidung und die Laufschuhe (man weiß ja nie) und Essen einzeln aufs Band legen, aber trotzdem war ich doch deutlich schneller als die anderen Fluggäste.
Danach hieß es, zügig zum (natürlich hintersten) Gate zu laufen, denn das Boarding war bereits in vollem Gange, so dass keine Zeit für einen Kaffee oder ein Toilettengang blieb.

Die Maschine war gut belegt, so dass Igor und ich nicht nebeneinander sitzen konnten. Trotzdem hatte ich dann noch wahnsinniges Glück, weil mir (warum eigentlich?)einer der Stewards ein übrig gebliebenen Fensterplatz anbot, den ich in dem Fall gerne annahm. Soll noch mal einer sagen, dass Freitag, der 13. ein Unglückstag ist :).

Eine halbe Stunde später stellte ich dann fest, dass Peter vom #twitterlauftreff aus Wien nur zwei Reihen hinter mir saß. Fast die Hälfte des Fluges verbrachten wir dann mit Läufertalk im hinteren Bereich des Fliegers, denn wann hat man schon mal so viel Zeit, über gemeinsam Erlebtes und zukünftige Planung zu fachsimpeln. Nur wirklich schade, dass er wegen seines erlittenen Kreuzbandrisses nicht starten konnte.


Ansonsten verlief der Flug unspektakulär und wir erreichten Boston pünktlich. Hier gleich ein kleiner Tipp: Wenn man seine Fahrt Downtown in der "Silver Line" beginnt ist die Weiterfahrt auf den anderen Subway Linien kostenlos. Ansonsten lohnt sich der Kauf eines Charlie-Tickets für mehrere Tage.

Für Teilnehmer des Marathons, die nicht in Gehweite des Zielbereichs wohnen, kann ich eine Unterkunft entlang der "Green Line" nur empfehlen. Mit dieser Linie erreicht man bequem Boston Common, von wo der Bustransfer zum Athletes Village in Hopkinton startet.

Außerdem liegt die Station Arlington direkt am Ende des abgesperrten Areals nach dem Zieleinlauf, so dass auch die Rückfahrt sehr schnell erfolgen kann.

Ein großer Vorteil an Tagen wie diesem. Gerieten in diesem Jahr die Wartezeiten bei der Kleiderbeutelrückgabe  und noch viel schlimmer in den durch den Regen zum Teil überschwemmten Umkleidezelten nach Berichten von Betroffenen spätestens hier zum Kampf gegen die Unterkühlung.


Raceday -2


Der Samstag war dann wider Erwarten gespickt mit Aktivitäten. Nach dem Frühstück (dem Jetlag sei Dank sehr früh) machte ich eine "Freedom Trail" Tour mit FreeToursByFoot Guide Brian, die kurzweiligste Führung, die ich je erlebt habe. Zwar kamen wir in knapp zwei Stunden insgesamt nur bis zur Fanueil Hall, aber bei den vorherrschenden Winden und Temperaturen um den Gefrierpunkt war das lange genug. Einen kurzen Einblick gibt es im folgenden Video:




Danach wollte ich mich mit Igor, Peter und Matthias auf der Marathonmesse treffen, allerdings verpassten wir uns dort. So holte ich mir die Startunterlagen ab und machte mich alleine auf den Weg zur Marathon Mall.


Diese übertrifft bei weitem alles, was ich bisher in Hamburg, Berlin oder Frankfurt erlebt habe. Speziell beim Hauptsponsor adidas ist die Hölle los.

Jede(r) Läufer(in) deckt sich hier nach eigenem Gusto mit den offiziellen Devotionalien nach eigenem Gusto ein, aber das Celebration Jacket ist, egal was man über die Farbe denkt, einfach Pflicht. Ganz Boston, aber wahrscheinlich auch ganz New England ist elektrisiert von diesem Marathon und es verging kein Tag, bei dem ich nicht auf den Lauf angesprochen wurde.

Da ich dann aber von Matthias und Peter ein Lebenszeichen aus einer nahe gelegenen Hotelbar bekam ließ ich den Rest sausen und wir machten endlich unseren #twitterlauftreff in Boston. Danach überfiel uns alle früh die Müdigkeit und ausschlafen ist speziell in den Tagen vor dem Marathon Pflicht.



Raceday -1






Am Sonntag traf ich mich dann mit Igor in einem Pavement Coffee House zum Frühstück. Diese Kette mit insgesamt 6 Filialen in Boston ist einfach der Hammer.



Nach dem "Housemade Granola with Yoghurt and Seasonal Fruits" könnte ich süchtig werden. Auch der Kaffee ist erste Sahne und die Bagels sahen allesamt fantastisch aus, aber ich kam einfach an dem Müsli nicht vorbei.

Danach ging es  nochmal zur Messe. Der  Rest ist nicht besonders großartig, aber auch nicht schlecht. Am Brooks Stand lernte ich gleich Nate von "The Run Experience" kennen und durfte ihm ein kleines Interview geben.






Scott Jurek hielt sich ebenfalls in der Nähe auf, aber den durfte ich schon während eines Cooking-Events in Berlin kennen lernen und deshalb wollte mich nicht in die ewig lange Schlange einreihen nur für einen Handshake.

Dass er gerade sein neues Buch "North: Finding My Way While Running the Appalachian Trail" veröffentlicht hatte war mir leider entgangen, und somit auch die Chance auf eine weitere Widmung.

Beim Energieriegel-Hersteller CLIF, auch Sponsor in Boston, gab es einige Geschmacksarten zu probieren und zu kaufen, die man in Europa gar nicht bekommt. Außerdem waren hier die Verkaufspreise außerordentlich günstig, so dass ich mir hier locker 1 kg Extragepäck für daheim auflud.

Auch mein Lieblingsfolterinstrument "The Stick" war dort relativ günstig, so dass sich Lauffreund Igor nach einer kurzen Behandlung zum Kauf überzeugen ließ.
In Deutschland kann man den Marathon Stick u.a. bei Amazon erwerben.


Nach einer guten Stunde aber waren wir auch der Wärme überdrüssig und verabschiedeten uns zum Mittagsschlaf. Schließlich stand am Abend noch die offizielle Pastaparty auf dem Programm.
Vorab wurden die Läufer in Schichten eingeteilt und als ich gegen 18:00 die City Hall erreichte, wusste ich auch warum.


Eine mehrere 100 Meter lange Schlange wartete, nicht zuletzt wegen der starken Sicherheitskontrollen, geduldig im eisigen Wind. Nach etwas mehr als einer halben Stunde aber war es geschafft. Uns erwarteten tatsächlich Berge schmackhafter Pasta, Caesars Salad und Nudelsalat.
Dazu Getränke inclusive dem speziellen 26.2 Marathon Brew von Samuel Adams. Leider war mehr als ein Becher vor dem Lauf für mich tabu. Aber auch die Auswahl an nichtalkoholischen Getränken, vor allem Wasser war mehr als reichhaltig.


In der Schlange lernte ich einen mexikanischen Läufer kennen, der so gar keine Erfahrung mit den erwarteten Wetterbedingungen hatte und interessiert nach Rat fragte. 
Da Erick am Schluss deutlich unter 3 Stunden ins Ziel kam, waren die Empfehlungen wohl nicht so schlecht.

Danach hieß es, schnell Abschied nehmen, sich noch einmal den Streckenverlauf zu verinnerlichen und eine große Mütze Schlaf bekommen. Denn nicht nur, dass der große Tag jetzt anstand, die Wetteraussichten waren fürchterlich und sie trafen auch genau so fürchterlich ein.












Donnerstag, 1. Februar 2018

Rodgau 50 - Six In A Row

Alte Liebe rostet nicht und ich bin verliebt in den Rodgau50-Ultramarathon. Nicht nur weil dort alles begann, sondern weil es auch immer so weiter geht.
Das Programm ist einfach und schnörkellos: Du musst den Winter über die Grundlagenausdauer trainieren und hast wenig keine Chance viel auf der faulen Haut zu liegen. Dazu noch einige Einheiten um gezielt Reize zu setzen, an Weihnachten keine nicht allzu viele Plätzchen essen und dem Alkohol entsagen ab und zu ein NEIN entgegen zu schmettern und dann stehst du auch schon wieder an der Startlinie.
Eigentlich habe ich erst 2 Minuten vor dem Start wirklich realisiert, dass es schon wieder los geht und erneut 50 km vor mir liegen.
Beim Start reihe ich mich zusammen mit meinem Laufpartner Olli relativ weit vorne ein und kann somit sehr locker und ohne Überholstress und Zick-Zack Laufen mein Renntempo finden.
Die ersten 20 km vergehen wie immer ganz unaufgeregt, dafür habe ich ja auch trainiert.



Auf der fünften Runde aber kommt etwas Ungewohntes: Mein Magen fängt an zu kneifen und es dauert fast 10 km, bis ich mich entscheiden kann, ob ich jetzt zu wenig oder zu viel gegessen habe.
Erst die abenteuerliche Kombination von Rosinen und TUC bringt meinen Magen wieder zur Ruhe.
Ab km 30 muss ich dann alleine laufen, denn Olli hat sein Pensum erfüllt und auch sein Tagesziel erreicht.
Bei mir werden die Beine schwerer und schwerer und der mentale Kampf beginnt überraschend früh.
Allerdings kann ich mich zumindest selbst aus dem Dreck ziehen und das Vorsagen des Gesamtrepertoires an meist nicht ganz jugendfreien Mantren hilft mir und ich komme wieder in den Wettkampf.
Dass die anvisierten 4:30h außerhalb der Reichweite liegen spüre ich bereits sehr früh, aber die persönliche Bestzeit ist mir zwei Runden vor Schluss nicht mehr zu nehmen.


So ziehe ich zügig so schnell ich noch kann in Richtung Ziel und ich kann auf dem letzten Kilometer sogar nochmal beschleunigen.



Im Ziel falle ich dann meinem Sohn in die Arme. Der hat sich während des Laufs aufopferungsvoll um mich gekümmert, war der Handlanger, Flaschen- und Salztablettenreicher, kurzum das Mädchen für alles.

Ein großes Lob muss ich auch in diesem Jahr wieder den Veranstaltern vom RLT Rodgau zollen: Wie ihr die Strecke trotz zum Teil widriger Verhältnisse präpariert habt, wie viel Split ihr in die ganzen Löcher auf der Strecke verfüllt habt, dafür gehört euch der Respekt aller Teilnehmer. Die Sauerei war natürlich nicht zu verhindern, aber hey: That's what we are here for.

Ebenso war es mir erneut eine große Freude, am Vorabend die Zusammenkunft des #twitterlauftreff zu organisieren. Auch wenn es leider extrem lange mit dem Essen gedauert hat, so konnten wir doch die Zeit mit tollen Gesprächen verbringen und ich durfte wieder einige neue Gesichter kennen lernen.
Also freuen wir uns alle auf das nächste Jahr, wenn es Ende Januar wieder auf zur Gänsbrüh geht. So wie ich bisher die Veranstalter kenne, erwarten uns zum 20. Jubiläum auch einige Überraschungen!




Fotocredits: Tobias Möhlen, Petra Berger und Christian Arnsberg

Freitag, 19. Januar 2018

Rodgau 50 - Wo alles begann

Bereits zum 19. Mal findet am letzten Januarwochenende der erste Ultralauf auf deutschem Boden statt. Der #Rodgau50 hat einen festen Stammplatz in der Ultralaufszene und ist auch aus meiner "Laufbahn" kaum wegzudenken.






Im Januar 2013 startete ich, angesteckt von einer unfassbaren Dynamik auf Twitter, meinen ersten Ultralauf, bevor ich überhaupt einen Marathon laufend vollendet hatte.



Losgelaufen war ich an diesem eiskalten Januartag ohne jegliche Ambitionen, aber auch ohne mich zu sehr mit dem Gedanken des Finishs zu beschäftigen.





So weit die Füße tragen war mein Konzept und überraschenderweise befand ich mich nach 30 und 40 km immer noch im Rennen. Ich kam nur langsam und mühsam voran, wurde aber immer wieder angesteckt und angefeuert von den vielen Mitläufern und einer unglaublichen Supporter-Crew.





Langsam aber sicher begann ich aber zu realisieren, das ich an diesem Tag für mich Unglaubliches schaffen würde.





Seit diesem Tag bin ich endgültig dem Laufen verfallen. Bereits 5x in Folge habe ich seitdem ununterbrochen die 50 km im Rodgau, mal schneller und mal langsamer zu Ende gebracht. Und auch in 2018 werde ich wieder da sein und mit aller Demut und Respekt versuchen, im Streak zu bleiben.



Ich habe den Lauf als Sinnbild für mentale und körperliche Stärke in mir verinnerlicht und schöpfe darau Kraft, wenn es mal nicht so gut läuft.


Ein Marathon ist fast schon ein Klacks, wenn man weiß, wie weh es tut, wenn man ab dieser Marke rund um die Gänsbrüh noch einmal 8 km absolvieren muss.



Foto: Robert Steinhöfel (kellerclub.eu)
Heute bin ich selbst in der Lage, noch langsamere Läufer zu motivieren und suche regelrecht den Plausch auf den vielen, zum Teil einsamen Kilometern. Mir geht es weniger um die Zeit, als um die Überwindung, die Motivation für eine lange Saison, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal richtig angefangen hat.





Die Vorbereitung sorgt dafür, dass ich mich im Winter nicht faul irgendwo verkrieche, sondern brav und ausdauernd speziell meine langen Läufe absolviere.








In diesem Winter kam dann, wahrscheinlich durch die Ruhepause im Herbst, eine nahezu unheimliche Trainingseuphorie hinzu. Ich führte kleine Änderungen im Trainingsablauf durch, so lief ich z.B. zusätzlich kurze entspannte Morgenläufe. Gerade kurz genug, mich nicht zu belasten und scheinbar auch lang genug, um meine Widerstandsfähigkeit zu erhöhen.










Dazu erhöhte ich die Phasen des Dehnens und die Arbeit mit der Faszienrolle. Zu guter Letzt ziehe ich jeden Morgen eine kurze Yoga-Routine von 5 - 7 Minuten Dauer durch. 1-2 x Pilates in der Woche gehört wegen der Rumpfstabilität ohnehin zum Programm.











Jetzt, am Ende der Vorbereitung freue ich mich auf das große #twitterlauftreff Familientreffen am Vorabend.
Foto: Christian Arnsberg @SchluppenChris
Auf die schönen Gespräche der Ultragemeinde in der Halle vor und nach dem Lauf. Die super Atmosphäre auf und entlang der Strecke. Die Erbsensuppe, das Weizenbier, die Kekse... eigentlich auf alles.








Noch 8 Tage and counting...