Freitag, 28. April 2017

Mein Hamburg Marathon - Vier Jahreszeiten an einem Tag

Zum ersten Mal entschloss ich mich in diesem Jahr einen Frühjahrsmarathon außerhalb meiner heimischen Gefilde zu Laufen und die Wahl war einfach.
Seit Jahren konkurrieren Hamburg und Frankfurt um den zweiten Platz unter den deutschen Marathons. Die Kriterien erscheinen mir zwar ein bisschen seltsam, aber letztendlich entscheidet sowieso der persönliche Geschmack. In den vergangen Jahren habe ich über Twitter die Berichte und Kommentare meiner virtuellen Lauffreunde verfolgt und beschloss frühzeitig, bei guter Vorbereitung mein Glück in Hamburg zu versuchen.
Leider standen die letzten 10 Tage der Vorbereitung unter einem unglücklichen Stern. Meinen letzten Tempolauf musste ich mit Schmerzen im Sprunggelenk abbrechen und auch den darauffolgenden Langen Lauf könnte ich nicht planmäßig beenden. Um die aufkommende Entzündung aufzuhalten musste ich tatsächlich ein paar Tage Entzündungshemmer einnehmen und am Mittwoch davor dachte ich ernsthaft über eine Absage nach.
Nach der traditionellen Massage, bei der mit mein Physiotherapeut eine ausgezeichnete Konstitution bescheinigte beschloss ich dann aber, mein Glück zu versuchen. Die Entzüngshemmer setzte ich ab, auf keinen Fall wollte ich den Marathon unter dem Einfluss von Schmerzmitteln laufen.
Der nächste Dämpfer war dann die Wettervorhersage. Kalt, windig und regnerisch sollte es werden und genau so gestaltete sich meine Ankunft am Samstag in Hamburg. Zum ersten Mal nass wurde ich bereits auf dem Weg vom Hotel zur Messe.
Die Messe selbst ist im Vergleich zu Frankfurt sehr übersichtlich und auch die Abholung der Startunterlagen während der Mittagszeit ging schnell und reibungslos.

Ich brauchte lediglich 30 Minuten, um meine Ziele anzusteuern und hätte mich nicht ein alter Bekannter, Nils Krekenbaum von laufreisen.de angesprochen, wäre ich sehr schnell wieder auf dem Weg ins Hotel gewesen. So hatte ich allerdings die Gelegenheit, Manfred Steffny, den Herausgeber des Spiridon-Laufmagazins kennenzulernen.
Wer Wert legt auf nicht durch einen Großverlag gesteuerte und offene, manchmal sehr kritische Berichterstattung liebt, dem sei dieses Magazin empfohlen.
Nachdem ich auf dem Weg zurück ins Hotel erneut geduscht wurde, ruhte ich mich noch aus, bevor ich mich mit einigen Lauffreunden des #twitterlauftreff zu Pastaessen traf. Es geht doch nichts über Fachsimpelei im Kreise von Freunden :)
Der Wettkampftag begann recht hoffnungsvoll. Es war trocken und bis zum Start schien sogar ein wenig die Sonne. Doch schon auf dem ersten Kilometer kam die im wahrsten Sinne des Wortes kalte Dusche. Starker Regen und Graupelschauer, tiefe Pfützen und ein rutschiger Asphalt erschwerten uns die ersten Kilometer. Gott sei Dank hatte ich mich entschlossen, mit Kappe zu laufen. Ich empfand den Lauf als ausgesprochen unrhythmisch und lief mich nur schwer ein. Danach schien erst mal wieder die Sonne, bevor wir auf Höhe der Binnenalster erneut von Petrus begossen wurden. So erlebte ich Sonne und Regen im Wechsel, meinen Laufrhythmus hatte ich, vor allem durch die stetige Anfeuerung der vielen Zuschauer gefunden und bis zur Halbmarathonmarke war alles im Plan. Bei 1:46 und damit genau auf meinem Plan passierte ich die Matte.
Kurz darauf fing allerdings dann auch der Wind an, recht böig zu wehen und es dauerte nicht lange, bis ich leider ein wenig den Rhythmus verlor und auch die Motivation nachließ. Beschleunigen, wie erhofft, war mir nicht möglich und bei KM 26 musste ich erkennen, dass es sehr schwer werden würde, selbst meine alte Bestzeit von 3:34h zu verbessern. Jetzt war es Zeit für Plan C, wie Katrin von bevegt sagen würde. Ich entschied mich, die letzten 16 km sicher und ruhig zu joggen, um gesund ins Ziel zu kommen. Hamburg würde zwar mein einziger Tempomarathon in diesem Jahr sein, aber eine Verletzung wollte ich mir deswegen nicht einhandeln.
Ich zog das lange Laufshirt über die Uhr und ließ mich nur noch treiben. Bei KM 40 war seltsamerweise der 3:45h Ballon immer noch nicht an mir vorbeigezogen und so riskierte ich einen Blick auf meine Garmin Forerunner 735XT. Die erst am Vortag auf Empfehlung von Lauffreunden installierte IQ-App Peter's (Race) Pacer prognostizierte eine Zielzeit von erstaunlichen 3:42:20. Obwohl ich also gefühlt eher stand als lief war ich also immer noch flott unterwegs. Das gab mir einen kleinen Kick und so beschloss ich, noch einmal zu beschleunigen, um unter 3:42h zu finishen. Ich flog geradezu noch an einigen Läufern vorbei und kam mit 3:41:50 glücklich und unverletzt ins Ziel.

Mein Fazit: Der Hamburg Marathon ist auf alle Fälle eine Reise wert. Die Strecke und das Publikum sind meines Erachtens schöner als in Frankfurt, auch wenn der Rundkurs mit seinen Ecken und Kanten insgesamt schwieriger zu laufen ist. Was mir nicht gefallen hat, ist das mit Staffeln und Women's Race überfüllte Starterfeld. Speziell im Zielbereich war es recht schwierig, sich schnell und ausreichend zu verpflegen. Es gab einige Engpässe und die Wassermenge aus den dringend benötigten Duschen war leider ein Witz.
Am Wetter haben die Veranstalter keinen Einfluss und so ist es einfach Schicksal gewesen, dass die Veranstaltung unter Kälte, Regen und Wind zu leiden hatte.
Ansonsten kann man es sich in Hamburg herrlich amüsieren und auch das After Race Landungsbrücken Loading war erstklassig.


Ich komme trotzdem wieder, wenn auch nicht gleich im nächsten Jahr.


Hier noch die Rennanalyse: