Optisch ist der Schuh ein Highlight, aber da ist HOKAONEONE meines Erachtens ja schon immer gut dabei. Leuchtende kräftige Farben lassen den Schuh herausstechen und ziehen die Blicke auf sich.
Mit 233 Gramm in Größe US10 entspricht der Schuh den offiziellen Angaben und gehört damit zu den Leichtgewichten. Allerdings trennen ihn vom Feeling, speziell am Fuß doch einige Gramm von meinem Lieblingsschuh, dem Clifton2 aus selbem Hause.
Dass die hohe Sohle den Eindruck von Plateauschuhen vermittelt bin ich schon gewohnt und kann ich bewusst ignorieren. Die Sprengung ist mit 4 mm dezent und ergibt auf den ersten Einstieg ein angenehmes Tragegefühl. Die Schnürsenkel sind, wie von HOKAONEONE gewohnt perfekt und halten auch ohne Doppelknoten. Warum können andere Laufschuhhersteller das nicht?
Die Sohle ist in kleine Felder, fast Waben eingeteilt und erinnert ein wenig an die Konstruktion der Nike Free Modelle. Ob die Sohle ebenso flexibel ist, muss der Test zeigen.
Allerdings merke ich von ersten Laufschritt an, dass dieser Schuh ganz anders ist. Die Sohle ist ungewohnt fest und stabil, sicher auch komfortabel auf langen Strecken, aber das Aufnehmen von Tempo und ein leichter, beschwingter Laufschritt will mir zumindest anfänglich nicht gelingen.
Ich trage die Schuhe regelmäßig bei Tempodauerläufen und im Intervalltraining, auch einen 10 km Wettbewerb habe ich schon mit dem Schuh absolviert, aber wenn ich ihn mit meinem Wettkampfschuh von Brooks, dem guten alten Racer ST5 vergleiche, so bin ich jedes Mal enttäuscht.
Ein direktes Bodengefühl, ein dynamischer Abdruck und besonderer Vortrieb bei hohem Tempo stellt sich bei mir einfach nicht ein.
Auch die Sohle zeigt nach knapp 100 km schon deutlichere Abnutzungserscheinungen, eine Eigenschaft die ich dem HOKAONEONE Clifton2 nach nunmehr 700 km gerne verzeihe, aber nicht dem quasi neuen Clayton.
Zu allem Unglück laufe ich mir sogar bei einem Tempodauerlauf eine Blase im Fussbett, das hatte ich wirklich schon sehr lange nicht mehr auf einer Kurzdistanz. Nachdem ich dünnere und straffer sitzende Socken sorgfältiger als sonst anziehe, geht es besser.
Auf meinen ausgetretenen Waldwegen, die ich sonst mit jedem Schuh gut laufen kann fühle ich mich eher hölzern und habe sogar Angst vorm Umknicken.
Soweit der erste Teil meines Tests. Lange überlege ich, ob ich den Schuh nicht einfach in die Ecke werfen soll, und warum alle anderen Tester so positiv über den Clayton schreiben.
Jetzt eben der zweite Teil:
Wir haben und aneinander gewöhnt. Ich trage den Clayton weiterhin bei schnellen Läufen auf Asphalt und ich komme jetzt meist in den Flow. Der Abdruck stimmt und auch das Tempo will gelingen. Extrem stark schlägt sich der Clayton auf feuchtem Asphalt, und unter diesen Bedingungen könnte ich mir jetzt einen erneuten Wettkampfeinsatz vorstellen.
Nach wie vor glaube ich, dass der Schuh eher etwas für schwerere Läufer ist, ähnliche Gewöhnungsprobleme hatte ich auch mit einem Luxusschuh einer anderen Laufmarke, bei dem alle
Läufer jenseits der 75 kg in Begeisterungsstürme verfielen.
Die Geschichte mit der Blase macht mich allerdings vorsichtig. Schon einmal hatte ich einen Schuh, der mir bis zum Halbmarathon wie am Fuß zu kleben schien, aber auf jeder längeren Distanz Blasen von unschöner Größe und Hartnäckigkeit verursachte.
So bleibt der HOKAONEONE Clayton für mich hauptsächlich ein Trainingsschuh, um den Trainingsalltag eine wenig zu durchbrechen und meinen Wettkampfschuh zu schonen, mehr leider nicht.
Dagegen freue ich mich schon auf Clifton3 aus gleichem Hause, hier schlafe ich aufgrund der bevor-stehenden Modellpflege bereits heute ganz unruhig.
Bilder: Eigene
Disclaimer: Der Schuh wurde mir von HOKAONEONE unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Der Test spiegelt ausschließlich meine eigene Meinung wieder.
Speziell bei Laufschuhen sind die Testergebnisse sehr individuell und ich empfehle jedem Läufer eine entsprechende Beratung in einem Fachgeschäft vor Ort.