Dienstag, 29. Oktober 2013

Frankfurt Marathon 2013 - Eine Lektion in Demut

Zuerst einmal vorneweg: Am Anfang des Jahres stand überhaupt kein Marathon auf meinem Plan und erst Mitte des Jahres habe ich mich durch einen kostenlosen Startplatz über BMW zu einer Teilnahme am Frankfurt-Marathon quasi "überreden" lassen.
Mein Frühjahr war ja schon überaus erfolgreich und so stieg ich mich nach einer ausgedehnten Regenerationsphase im Juni und Juli (hier habe ich allerdings schon Tabata-Intervalle eingestreut) am 1. August in die Vorbereitung ein. Ein Ziel war schnell formuliert, warum sollte es nicht möglich sein, auf einem schnellen und flachen Stadtkurs die 3:49:15 vom Weiltalwegmarathon deutlich zu unterbieten, also war 3:30:00 die nächste Benchmark.
Man wächst mit seinen Aufgaben, außerdem tickt die biologische Uhr unaufhaltsam gegen mich, mit 50 hat man nicht mehr so viel Potential, sich zeitlich zu verbessern.
1x in der Woche Intervalltraining, 2-3 Dauerläufe, ein langer Lauf am Wochenende, dazu 1x pro Woche Pilates, im Sommer Outdoor Kraft-/Koordinationstraining im Frühherbst Kettlebell-Swings.
Dazu bin ich nahezu täglich zur Arbeit und zurück 32km mit dem Rennrad unterwegs gewesen.
In meinem Umfeld hat man mich für sportsüchtig und verrückt erklärt, aber ich fühlte mich gut und hatte einen großen Spaß.
Bereits am 1. September lief ich dann in Dietesheim 1:37:46  auf der Halbmarathondistanz und pulverisierte damit meine persönliche Bestzeit um mehr als sechs Minuten. Doch nach dem Hoch kam dann postwendend auf das Riesentief. Vermutlich durch einen nicht fest genug geschnürten Schuh holte ich mir eine Faszienverklebung, die leider vom Orthopäden nicht so diagnostiziert wurde, bzw. auch nicht die richtigen Behandlungswege eingeleitet wurden.
So verordnete er und ich mir eine einwöchige Laufpause, die ich aufgrund anhaltender Beschwerden zwei Mal verlängern musste. Den als Vorbereitung geplanten Basel-Marathon musste ich daraufhin absagen.
Erst als mir dann vor lauter Frust der Kragen platzte und ich aus eigenem  Antrieb bei einer ortsansässigen Physiotherapeutin in Behandlung ging, löste sich das Problem während einer einzigen Behandlung!!!
Eigentlich wollte ich mir nur ein Kinesiotape kleben lassen aber Sigrid Tinat überredete mich zu einer Behandlung nach dem Fasziendistorsionsmodell von S. Typaldos. Diese Behandlungsmethode, die ihren Ursprung in der Osteopathie hat ist zwar sehr schmerzhaft, war aber bei mir sehr effektiv. Bereits am nächsten Tag konnte ich wieder in die Marathonvorbereitung einsteigen.
Ob die Freude darüber überwog oder der Ärger über die drei verlorenen Wochen kann ich bis heute nicht sagen. Eines weiß ich heute jedenfalls sicher: Die fehlenden langen Läufe haben definitiv eine bessere Zeit verhindert.
Ich versuchte, so gut wie möglich die fehlenden Kilometer zu substituieren und lief auch an den Regenerationstagen zusätzlich lockere 5km Einheiten. Das Tempo bei den Intervallen kam auch recht schnell wieder zurück, aber einen fehlenden langen Lauf kann man einfach nicht kompensieren. Marathon ist nun mal die Königsdisziplin. Das Tapering nahm ich schon recht ernst, aber die Lockerheit des Frühjahres oder wie vor dem Halbmarathon im September wollte sich einfach nicht einstellen. Viele sagten, das sei normal, aber ich fühlte mich immer noch recht müde und abgespannt.

In der letzten Woche schlief ich viel, machte nur noch zwei kurze Einheiten, aber selbst die fielen mir schwer. So ging ich entsprechend skeptisch in das Rennen.
Eines muss ich sagen, ich bin ja in den letzten Jahren immer in einer Staffel mitgelaufen, aber so gut wie dieses Mal habe ich die Stimmung noch nie empfunden.
Leider gelang es den Veranstaltern nicht, die Blöcke wirklich nach Leistung zu teilen und obwohl ich mich schon recht optimistisch in der Mitte des BMW-Blocks für Zielzeiten zwischen 3:15 und 3:30 platziert hatte befanden sich vor mir etliche wesentlich langsamere Läufer, die dann, zum Teil sogar sehr unsportlich, auch noch nebeneinander als menschliche Mauer durch die engen Stellen am Anfang der Strecke "schlichen". Entsprechend schwer fiel es mir und auch einigen anderen Läufern, den Rhythmus zu finden. trotzdem war ich nach 5 km im Soll, vermutlich hat aber schon dieser Stress einige Kraft gekostet.

 
Bis zur Halbmarathonmarke lief ich recht gleichmäßig mein Solltempo und weniger als eine Minute über meinem Plan. Aber schon da merkte ich, dass die Beine einfach nicht frisch genug waren, ja schon zu so einem frühen Zeitpunkt schwer wurden. Deswegen entschloss ich mich frühzeitig, den Druck und das Tempo zu reduzieren, denn eine persönliche Bestzeit war allemal drin, ich musste nur einigermaßen heil ins Ziel kommen.


 Dass mir das dann so schwer fallen würde möchte ich nicht auf die wahrlich schwierigen Bedingungen mit böigem Wind oder Regen schieben. Dieser Effekt hat mich vielleicht zwei oder drei Minuten gekostet. Aber ich habe trotz Plan B noch nie so oft an Aufgeben gedacht und musste mehrfach mein Mantra bemühen, um nicht doch diesem Wunsch nachzugeben.

 
So hangelte ich mich von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle, wobei ich die letzten 3 km durch die Innenstadt mit den ganzen Turbulenzen und Gegenwind nur noch im Tunnel wahrnahm.
Auf meine Uhr schaute ich schon lange nicht mehr, und nachdem ich dann endlich den fantastischen Zieleinlauf in der Festhalle genießen konnte war ich überrascht, dass die Nettozeit nur 3:43:05 betrug. Und damit habe ich trotz aller Widrigkeiten meine alte Bestzeit um mehr als sechs Minuten unterboten.

 

Was hätte ich besser machen können? Nicht viel! Natürlich hätte ich langsamer angehen können und mich damit auf der zweiten Hälfte nicht so gequält. Aber hätte ich es dann gewusst? Mehr Lauftraining geht aufgrund meiner Knochen und Gelenke nicht, auf die Technik werde ich speziell im nächsten Halbjahr verstärkt Wert legen. Rumpfstärkung gehört weiterhin ebenfalls dazu.
An dieser Stelle möchte ich mich zuerst bei meiner Frau für die unendliche Geduld mit mir bedanken. Ich weiss, ich war in den letzten Wochen desöfteren unausstehlich, wenig ansprechbar oder/und sehr fokussiert auf dieses Ereignis.
Mein Dank geht ebenfalls an die Unterstützer an der Strecke und im Word Wide Web. Ihr habt mit gefühlt, gefiebert und gelitten.
Und nicht zuletzt an die vielen Freunde vom #twitterlauftreff. Danke für die vielen Tipps, die aufmunternden Worte, die schönen Treffen.
Ohne Euch alle ging es nicht!

Hier gibt es die Details zu meinem Lauf auf Runalyze
Hier gibt es die offiziellen Fotos
Hier gibt es die Videos zu meinem Lauf
Hier die offiziellen Splitzeiten

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Noch 3 Tage bis zum Frankfurt Marathon

Noch 3 Tage bis zum Frankfurt Marathon. Die Vorbereitung ist abgeschlossen. Seit gestern bin ich dabei, Kohlehydrate in meine Muskeln einzulagern, das sogenannte Carboloading. Alle Arten von Nudeln, Kartoffeln, Brot, Milchreis sind jetzt nicht vor mir sicher.
Heute Mittag stand der letzte entspannte kurze Lauf auf dem Programm, nur um nicht einzurosten.
Naja, die Lockerheit fehlt noch, aber die brauche ich auch erst am Sonntag.

Nach meiner dreiwöchigen Verletzungspause habe ich gut und erfolgreich trainiert. Ich gehe unverletzt und gesund in den Wettkampf.

Ich fühle mich immer noch matt und müde und bin am Zweifeln, aber das muss auch so sein. Nach wie vor habe ich Angst, im letzten Moment noch von einer Erkältung außer Gefecht gesetzt zu werden.

Leider ist die Wettervorhersage nicht so optimal, vor allem Regen würde mich stören. Aber bei Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad kann er u.U. sogar angenehm sein. So oder so, man kann es sowieso nicht ändern.

Mit einer Zielzeit unter 3:30h habe ich mir ein sehr ambitioniertes Ziel gesetzt, dass sich nur mit einer guten Tagesform erreichen lässt. Ankommen werde ich auf alle Fälle, nur eine gravierende Verletzung kann mich zum Aufgeben zwingen. Sollte ich mein Tempo nicht halten können werde ich auf Genuss umstellen und nur noch die Stimmung aufsaugen.


Auf alle Fälle freue ich mich auf den einmaligen Einlauf in die Frankfurter Festhalle. An der Strecke freue ich mich über jeglichen Support und jeden aufmunternden Zuruf.

Auf der Strecke kann man mich so erkennen, nur werde ich noch gelbe Kompressionssocken von CEP und bei Regen eine gelbe Kappe von Brooks tragen.

Meine Zwischenzeiten kann man hier live verfolgen.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

10 völlig verrückte Dinge, die du kurz vor dem Marathon machst

Eine lange Zeit der Vorbereitung neigt sich dem Ende zu. Das Training lief mal mehr, mal weniger problemlos, doch so kurz vor dem Rennwochenende geht der Gaul langsam mit dir durch.

  1. Du gehst mit einem Schal ins Bett ohne erkältet zu sein
  2. Du nimmst prophylaktisch 3x täglich metavirulent
  3. In der S-Bahn suchst du dir einen Platz, an dem dir möglichst niemand gegenüber sitzt
  4. Du isst in der Kantine am liebsten alleine oder eben gleich am Platz
  5. Du überlegst, ob du nicht in den 12. Stock die Treppe nimmst, um der Bazillenschleuder Fahrstuhl zu entgehen
  6. Du nimmst tasächlich einen Schirm, sobald es nur ein paar Tropfen regnet
  7. Du wäschst dir so oft die Hände, dass die Haut anfängt zu reißen
  8. Wenn dein Partner anfängt zu husten ziehst du um ins Gästezimmer
  9. Du duschst nach dem Training mit sehr heißem Wasser, nahe an der rituellen Selbstverbrennung
  10. Du kaufst ein Maßband und zählst die Tage rückwärts

Im diesem Sinne allen Mitstartern beim Frankfurt Marathon am 27.10. gute Beine und viel Erfolg.

Dienstag, 28. Mai 2013

Mein erster Rennsteiglauf

Wer den Titel richtig liest, hat es gleich verstanden. Der Rennsteiglauf, Europas größter Crosslauf, ist eine Veranstaltung mit Suchtpotential. Nicht, das ich mich jetzt in die Reihe derer einreihen möchte, die hier jedes Jahr an den Start gehen, aber eine Wiederholung ist auf alle Fälle vorgesehen.

Zum 50. Geburtstag hatten mir meine Lauffreunde Sven und José die Teilnahme am Halbmarathon geschenkt. Aber nachdem ich im Januar den Rodgau 50 erfolgreich absolvierte haben sie mich, ohne zu fragen, auf den Marathon umgebucht. So kann man Freunde verlieren ;)

Der Rennsteiglauf-Marathon hat eine Gesamtlänge von 43,5 km und ist gespickt mit knackigen Steigungen und ebensolchen heftigen Abwärts-Passagen. Besonders die von Baumwurzeln durchzogenen „Hohle“ hat es wirklich in sich.




Aufgrund des regnerischen Wetters der vorhergehenden Tage war die meist im Wald verlaufende Strecke des Rennsteigs nass, morastig und glitschig.

Da ich beschlossen hatte, Sven bei seinem Versuch, die Strecke zum ersten Mal zu finishen so lange wie möglich zu begleiten, befanden wir uns am hinteren Ende des Feldes, ohne jedoch zu den letzten zu gehören.



Für mich ergab sich durch das gemütliche Reisetempo die Gelegenheit, von der Strecke „live“ zu twittern, viele Bilder zu schießen und vom kulinarischen Angebot an den zahlreichen Verpflegungsständen ausgiebig Gebrauch zu machen.Außerdem führte ich viele Unterhaltungen mit Menschen, die diese Veranstaltung jährlich aus reinem Genuss mitlaufen. Das Zeitziel auf den einzelnen Strecken (beim Marathon 9 Stunden) ist auch für durchschnittlich Trainierte zu schaffen

Was macht den Rennsteiglauf so besonders? Die einzigartige Stimmung am Startort, in Neuhaus wird traditionell der Schneewalzer intoniert und getanzt, die Stimmung an der Strecke, durch die Zuschauer und die Aktivisten.



Die einzigartige Stimmung am Zielort Schmiedefeld, wo die Läufer aller Wettkämpfe in ein gemeinsames Ziel einlaufen und die Verpflegung.




Neben den allseits üblichen Getränken erhält der Durstige (manchmal auf Nachfrage) auch das ein oder andere Köstritzer Schwarzbier. Die Verpflegung erfolgt nicht „nur“ durch Äpfel, Bananen und Zitronen, nein der Läufer kann sich an Haferschleim in den verschiedensten Geschmacksrichtungen aber auch Wurst- und Käsebrot laben. Das muss man einfach miterlebt haben!



Nicht zu vergessen die Finisher-Party im Zelt! Bei den ersten Klängen der Musik stehen selbst die Super-Marathonis, die mal eben 72,7 km absolviert haben auf den Bänken und singen lauthals die Hymnen des Rennsteigs mit. Und wenn nach 2 Stunden auch noch die Tanz Band loslegt gibt es kein Halten, die Tanzfläche ist in Sekunden gefüllt.





Die erste Halbzeit des Champions League-Finales zu verpassen habe ich keine Sekunde bereut.

 Weitere Impressionen hier:

Nähere Informationen unter:

Sonntag, 28. April 2013

Ich bin Marathoni - Der Weiltalmarathon 2013


Zwei Sachen vorweg:


Erstens: Diesen Post widme ich jemandem, von dem ich den Titel quasi abgeschrieben habe (du weißt schon wer) und der mich sehr inspiriert hat :). Danke.

Zweitens: Der eifrige Leser wird sich sagen, er war doch schon beim Marathon du Médoc und hat den Rodgau50 gefinisht. Stimmt, aber den Médoc bin ich mehr gegangen als gelaufen, und 50 km sind eben KEIN Marathon.

Jetzt habe ich ihn, den Titel und dafür richtig. Lange Zeit hatte ich überhaupt keinen Marathon geplant. Nachdem das ganze Frühjahr, zum ersten Mal in meinem Läuferleben, völlig verletzungsfrei und tempo- und streckenmäßig incl. dem lieb gewonnen Syltlauf so reibungslos verlief, gab es für das Wochenende um den 18.4. dann ein freies Zeitfenster.

Nachdem sich meine Lauffreunde Christian, José und Peter bereits angemeldet hatten und ich auch nicht weit reisen wollte, fiel meine Wahl auf den Landschaftsmarathon entlang des wunderschönen Weiltalwegs durch den Taunus.


Bisher habe ich, und das werde ich nach den tollen Erfahrungen dieser Saison auch so beibehalten, zwischen Rennen auf Zeit und Genussläufen abgewechselt. So war dieses Mal ein Tempolauf in einer Zeit unter 4 Stunden angesagt, nach dem Lufthansa Halbmarathon unter 1:45:00 ein durchaus realistisches Ziel.
Das Streckenprofil ist trotz Nettogefälle sehr anspruchsvoll, sind auf der ersten Hälfte der Strecke einige knackige Anstiege mit teilweise noch heftigeren Downhill Passagen zu absolvieren.

So kann man, im Gegensatz zu einem ebenen Stadtlauf kaum ein Gefühl für die richtige Pace bekommen und man muss enorm aufpassen, auf diesem Streckenteil nicht zu viel Körner zu lassen.
So passierte ich die Halbmarathonmarke bereits bei 1:52, war mir allerdings sicher, das Durchschnitts- tempo nicht halten zu können.

Aber immer noch war mein Puls recht entspannt, nur die Beine und hier speziell, für mich ungewohnt, die Knie meldeten bereits leichte Alarmsignale. So versuchte ich, weiterhin möglichst nah am 5:41/min Schnitt zu bleiben, was mir auch sehr gut gelang.

Bei km 31 überholte ich einen Läufer mit einem 3:30:00 Pacemaker Shirt vom Karstadt-Marathon, der sich wohl übernommen hatte, ein Umstand der mir zusätzlich Auftrieb gab.

Kurz darauf passierte mich Harald, der Mann von MitTwitterin Sonja und es gelang ihm, mich noch 2 km mit sich zu ziehen, danach musste ich aber abreißen lassen.

Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon sicher, die 4 Stunden-Marke war geknackt. So lief ich in 3:49:15 in flottem Tempo über die Ziellinie, nicht ohne mit #handsoverhearts meine Solidarität mit den Opfern und Betroffenen des Boston Marathon zu demonstrieren.

Dann wurde ich von Tränen übermannt und brauchte ein paar Minuten, mich wieder zu sammeln und zu realisieren, in welch kurzer Zeit ich einen echten Meilenstein des Ausdauerlaufens passiert hatte.
Der Hammer eigentlich, dass der Streckensprecher den #twitterlauftreff nicht kannte. Das müssen wir schleunigst mit mehr Präsenz ändern.

Gott sei Dank warf ich anschließend noch einen Blick auf die Siegerliste, hatte doch meine Startnummer die Zeitnahme nicht ausgelöst und so muss ich tatsächlich immer noch auf meine „offizielle“ Zielzeit anhand des Zielfotos warten.

Deswegen hier von meiner Seite nochmal der Hinweis: Sollte die Zeitnahme mit Magnetstreifen in der Startnummer ermittelt werden benutzt besser keine Fixpoints zum Befestigen.
Im Zielbereich stand dann ein hervorragend ausgestatteter Duschwagen der Firma Grohe und so konnten wir alle unseren Erfolg in präsentierbarem Zustand im Festzelt feiern.

So sehen Sieger aus! José und ich

In vier Wochen steht dann der letzte Höhepunkt des ersten Halbjahres an. Der Rennsteigmarathon über 43,5 km, diesmal dann wieder im Genusstempo.
Danach werde ich meinen Beinen die nötige Regeneration angedeihen lassen und das Ausdauertraining zumindest großteils aufs Rad verlegen, damit ich Ende September beim Basel-Marathon erholt angreifen kann.

Samstag, 23. März 2013

Der Syltlauf 2013 – Kein Lauf wie jeder andere


Als ich mich 2012 dazu entschloss, mich für einen Lauf anzumelden, der erst neun Monate später statt fand und dazu über die für mich zum damaligen Zeitpunkt noch unglaublich lange Distanz von 33,333 km führte (in Wahrheit, liebe Sylter, ist eure Strecke jetzt 33,6 km lang!) waren die Voraussetzungen noch ganz anders.
Meine längste Strecke, die ich je gelaufen war, betrug 21,1 km, und jedes Mal konnte ich diese Distanz nur unter Schmerzen im Sprunggelenk zu Ende bringen.
So fühlte ich mich wie manch einer vor seiner ersten Anmeldung zum Marathon, obwohl die Entfernung beherrschbar erschien.
Sina  hatte im Jahr 2012 über die äusseren Umstände des Laufes gebloggt, da sie verletzungsbedingt selbst nicht mitlaufen konnte und der Reiz, einen originellen Landschaftslauf an der geliebten Nordsee zu absolvieren gaben den Ausschlag.
Die Anmeldung für den Syltlauf mögen einige Läuferkollegen als antiquiert bezeichnen, ich fand ihn originell: Man muss sich mit einem frankierten Rückumschlag (DIN C5!!!) das Anmeldeheftchen zusenden lassen, den darin enthaltenen Meldebogen erneut per Post senden und erhält daraufhin nach einigen Monaten eine Ansichtskarte als Meldebestätigung. Der nicht gerade preiswerte Obolus von €50,-- wird einem dann vom Konto abgebucht und erst dann kann man sicher sein, einen der begehrten 1200 Startplätze erhalten zu haben.


Sehr zu meiner Freude hatten sich Sina und Chris, den ich bereits beim Rodgau50 im letzten Jahr kurz kennen gelernt hatte auch angemeldet und so wusste ich, dass ich den Lauf und die Fachsimpelei rundherum nicht ohne vom Schreiben bekannte Gesichter verbringen musste.
So trafen wir uns am Vorabend bei der Pastaparty und Startnummernausgabe und beschlossen, auch gemeinsam zum Start nach Hörnum zu fahren.


   
     Das letzte Mal frisch
Von ganz unten nach ganz oben
Auch hatten sich durch die Erfolge der letzten Wochen die Planungen in Richtung Weiltalweg-Marathon und Rennsteig als Höhepunkte verschoben und so wollte ich Sina in ihrem anvisierten Tempo von knapp unter 6:30 zumindest auf der ersten Hälfte der Strecke begleiten.

                  
            Sina und Chris
Die letzten Sekunden






















Auf der ersten Hälfte der Strecke hatten wir, wie durch ein Wunder vergleichsweise hervorragendes Wetter, war doch am Tag zuvor Schnee- und Eisregen zusammen mit heftigen Böen über die Insel gezogen, ein Phänomen, dass sich am Folgetag noch extremer wiederholte.
Bereits weit vor der Strandpromenade hatte ich mich entschlossen, meinen persönlichen Ehrgeiz zu zügeln und auf Grund meiner nicht vollständig ausgeheilten Erkältung auch meine Gesundheit nicht unnötig zu gefährden.


                   
                       Westerland Promenade
Nach Kampen 

Und so blieb ich bei meiner sympathischen Laufpartnerin und wir kämpften uns gemeinsam bei deutlich schlechterem Wetter, verbunden mit eisigem Gegenwind durch die Steigungen der beeindruckenden Dünenlandschaft nach List.
Da wir unser Tempo auch in der zweiten Rennhälfte halten konnten sammelten wir Läufer um Läufer ein, die sich auf dem leichteren Teilstück wohl übernommen und damit die Warnungen der Veranstalter ignoriert hatten, ohne seit Westerland selbst nur einmal überholt zu werden.

Ein tolles Gänsehautgefühl überkam uns, als wir zeitgleich in 3:34:28h (6:24 min/km) ins Ziel in List liefen. Wir hatten die anspruchsvolle Strecke deutlich unter dem Zeitlimit von vier Stunden beendet, nach dem die Veranstalter kompromisslos das Ziel abbauen und niemanden mehr als Finisher werten. Ein Umstand der vielleicht für viele ein bisschen fragwürdig erscheint, aber alles in allem auch ein bisschen den spröden Charme dieses Wettkampfes deutlich macht.

Da auch Chris trotz schlechter Vorbereitung das Zeitlimit einhalten konnte, genossen wir gemeinsam unser Zielbier und hatten noch zwei gesellige Abende, an denen wir unseren Erfolg und unsere Eindrücke gemeinsam genießen konnten.



So sehen Sieger aus!!!


Links:

http://www.tinnum66.de/html/syltlauf.html


Impressionen von der Insel:







Mittwoch, 20. März 2013

Lufthansa Halbmarathon 2013 – Auf zu neuen Ufern


Nachdem ich, immer noch beflügelt vom erfolgreich beendeten Rodgau50-Ultramarathon meine Bestzeiten über 10 km gleich zwei Mal deutlich verbessern konnte bot sich der Frankfurter Lufthansa Halbmarathon, der in jedem Jahr vom Spiridon ausgerichtet wird als Bestätigung für meine sportliche Weiterentwicklung an.
Meine letzte Bestzeit lag nun schon 1 ½ Jahre zurück und nach den letzten Wettkämpfen war klar, dass nur eine Verletzung eine deutliche Verbesserung verhindern konnte.
Vor dem Lauf trafen sich die zahlreichen Mitglieder des #twitterlauftreff im VIP Bereich der Commerzbank Arena, der für die Läufer als Treffpunkt freigegeben wurde. So gingen Katrin und Daniel (@bevegt), Sven (@lauffreund_de), José (@Sancho_P), Peter (@runkiwi43), Christian (@ironchrissi) und Heiko (@Dragao_de) und ich nach der üblichen Fachsimpelei über Pace, Equipment und ähnliches bald an den Start.
Auf Grund der mehr als 5000 Teilnehmer erfolgt der Start in Frankfurt in Wellen. Da ich eine Zielzeit von 1:45 bis 1:49 anpeilte, wollte ich mich vorne in den Block von 1:45-1:55 einordnen, kam aber dafür ein wenig zu spät vom Einlaufen.
Ich entschied mich dann, lieber im Startbereich der Gruppe 1:35-1:45 hinten zu starten. Nach wie vor ist mir nicht ganz klar, was viele Teilnehmer in diesen Bereich getrieben hat, konnten sie doch selbst das Anfangstempo von 5:30 auf dem ersten Kilometer nicht halten.
Für mich bedeutete das im Nachhinein ein angenehmes und nicht zu schnelles Einlaufen und bereits nach etwas mehr als 4 km befand ich mich auf einem 5:00 Schnitt, der exakt die Zielzeit vom 1:45 erhoffen ließ.
Nach 10 km passierten wir die erste Getränkestation und da ich auf die erhoffte Zielzeit bereits einige Sekunden gut gemacht hatte, erlaubte ich mir, zum Trinken eine Gehpause einzulegen, ohne den Schnitt zu gefährden.
Auf den nächsten Kilometern rollte ich so relativ gleichmäßig dahin, musste aber dann feststellen, dass ich, auch bedingt durch eine Gehpause an der zweiten Verpflegungsstelle doch ein wenig ins Bummeln geraten war.
So nutzte ich nach einem kurzen Befindencheck, angefeuert durch Daniel die lange Gerade Richtung Neu-Isenburg, um noch einmal richtig Fahrt aufzunehmen.
Und so gelang es mir, auf den letzten Kilometern noch einmal deutlich Boden gut zu machen und ich beendete das Rennen mit einer von mir nicht für möglich gehaltenen 1:43:45. Damit konnte ich meine alte Bestzeit um mehr als acht Minuten verbessern.
Sollte ich in dieser Saison von Verletzungen verschont bleiben, so sollte auch hier noch ein bisschen Spielraum sein und vielleicht knacke ich im Herbst noch die 100 Minuten.

Der nächste Bericht vom Syltlauf (mit Fotos) folgt in Kürze...

Dienstag, 12. Februar 2013

Frühjahrslauf Groß-Gerau 2013

Eine Bestzeit im Vorbeigehen


Die Idee kam plötzlich. Auf Anregung von Katrin und Daniel entschloss ich mich recht kurzfristig, in meine Rodgau50 Regeneration noch einen 10km Wettkampf einzustreuen.

Ohne jeden Druck und eine spezifische Vorbereitung und mit lediglich einer guten Handvoll Regenerationsläufen wollte ich einfach mal so versuchen, ob ich nicht doch schon im Frühjahr meine alte Bestzeit von 48:18 aus dem letzten Jahr knacken könnte.

Katrin hatte sich gerade erst von einer heftigen Erkältung erholt und so war meine Frage, ob wir zusammen laufen können nicht ganz unvermessen.

Foto: Daniel Roth


Vom Start an mogelten wir uns langsam ein Stück nach vorne. Nach einem km schlängelte ich mich zuerst alleine an einer etwas langsameren Gruppe vorbei, Katrin folgte mir etwas später und überholte mich dann nach weiteren zwei Kilometern. Ich hatte schon ein wenig Angst, dass mich der Überholvorgang gleich am Anfang zu viel Kraft gekostet haben könnte, aber ich konnte meinem "Hasen" in kleinem Abstand weiter folgen. Bei km 9 liess sie mich aufschliessen und wir beschleunigten sogar noch mal ein wenig.

So erreichte ich dann in offiziell 46:08 brutto das Ziel und damit hängt meine persönliche Latte für diese Saison schon mal ziemlich hoch!

Zum Lauf und zur Strecke: Die Organisation ist sehr gut. Parkplätze und Toiletten sind ausreichend vorhanden. Die Anmeldung im Freien klappt schnell und vorzüglich. Die AOK ist mit Gewinnspielen und einem Müslistand zum selber Mischen vor Ort.



Die Strecke ist schnell und für eine Waldstrecke sehr eben. Die leichte Steigung befindet sich im ersten Teil der Strecke, die man ja noch mit frischen Beinen angeht. Umso angenehmer dann das spürbare Gefälle auf der zweiten Hälfte. Die Startgebühr von € 6,-- darf man getrost als sehr preiswert bezeichnen. Wenn es passt komme ich gerne nächstes Jahr wieder.

Weitere Bilder und Berichte sind zu finden bei Laufticker.de und laufreport.de

Montag, 28. Januar 2013

Ich bin ULTRA - Was hat der Rodgau 50 aus mir gemacht


  • Ich bin ULTRA - glücklich
  • Ich bin ULTRA - zufrieden
  • Ich bin ULTRA - kaputt
Denn ich bin ULTRA-Marathoni. Was als fixe Idee von André und Demeter geboren wurde, ein ULTRA Treffen des #twitterlauftreff, bei dem ich hauptsächlich viele Leute kennen lernen und nebenbei so 30-35 Kilometer als Saisonvorbereitung laufen wollte geriet in meinem Kopf völlig ausser Kontrolle.

Die gelbe Gefahr #twitterlauftreff

Zuerst verletzte ich mich am Tag vor Heiligabend so, dass ich eigentlich hinschmeissen wollte. Fehlten mir doch (glücklicherweise nur) zwei Wochen Vorbereitung, vor allem die entsprechenden langen Läufe. 
Der Silvesterlauf in Frankfurt fiel als Wettkampfvorbereitung auch flach und die Wetterbedingungen für das Training waren auch mehr als widrig. Wer mich kennt weiß, dass ich Laufband hasse und so quälte ich mich durch die dunklen kalten Abende und die noch kälteren Wochenenden. 
Allerdings bin ich auch auf den Geschmack gekommen, dass ein gutes Hörbuch die langen Läufe doch um einiges erträglicher macht.
Noch 24 Stunden vor dem Start war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt eine Chance hatte, die Volldistanz durchzustehen oder ob ich lieber schneller laufen und mit festem Tempo einfach die mögliche Maximaldistanz herausholen sollte.
Die Streckenbegehung am Vorabend ließ mich allerdings skeptisch werden, ob für mich überhaupt ein Tempolauf bei Extrembedingungen möglich sei. So entschied ich mich, in meinem Lieblingsschuh, dem Brooks Adrenaline GTS12 für die Variante "Durchkommen" und ich kam durch.
Die Gastgeber hatten die Strecke in den bestmöglichen Zustand versetzt, auch wenn ich auf der Waldstrecke am Opel-Testareal wohl 100x geflucht, gebetet und gejammert habe. Aber mehr ging bei den Bedingungen einfach nicht.
Der Verpflegungsstand war ausgezeichnet, auch wenn ich von Eistee leider schrecklich oft in die Büsche muss, bei den Temperaturen war es für mich das einzig wahre (warme) Getränk.
Daran muss ich im nächsten Jahr arbeiten.
Selbst verpflegt mit den bewährten Produkten von Aktiv3, dem Liquid Energie Pur und dem neuen Reisriegel kam ich ohne nennenswerten Kohlehydrat- oder Salzmangel gut über Strecke. 
Dass die Beine auf den letzten zwei Runden nicht mehr so wollten, sei ihnen bei dem heutigen Muskelkater verziehen, gegen meinen eisernen Willen hatten sie an dem Tag sowieso keine Chance. Ans Aufgeben habe ich NIE gedacht, auch wenn ich erst nach 40 km sicher war, dass ich es es schaffe.

Jetzt bin ich ULTRA und das nimmt mir nie wieder einer weg.

Ob ich das wieder tue: Nein! Also eher unwahrscheinlich! Ich glaube nicht! Ich weiß nicht! Vielleicht! Mal sehen! Wann war gleich wieder der Termin in 2014? ;)
Der "gute" Teil der Strecke
Gute Freunde :-)
Damit auch die Statistiker ihre Freude haben - Nettozeit 5:35:01 offiziell - Marathondurchgangszeit 4:36:10 handgestoppt. Damit 2x neue Bestzeit, aber mein erster und bisher einziger Marathon war ja der Médoc und da geht es nicht um Zeit ;)

Donnerstag, 24. Januar 2013

Mein dichterischer Beitrag zum Rodgau 50 - Durchhalteparolen

Frei nach einem deutschen Kinderlied aus dem 19. Jahrhundert:


Zehn kleine Ründelein,
die werdet ihr bereu’n
die erste war zum warm laufen,
da waren´s nur noch neun

Neun kleine Ründelein
Wir haben nur gelacht
Die zweite ging mit richtig Speed
Da waren´s nur noch acht

Acht kleine Ründelein,
da kann man nicht betrüg’n
wir sind hier noch frohgemut
da waren´s nur noch sieb’n

Sieben kleine Ründelein
Wie schön wär jetzt ein Becks
Stattdessen gab‘s ‘nen Isodrink
Da waren´s nur noch sechs
 
Sechs kleine Ründelein
Der Schnee macht nass die Strümpf‘
Das ist uns jetzt schon piepegal
Da waren´s nur noch fünf

Fünf kleine Ründelein
Ich rieche wie ein Tier
Gott sei Dank ist Wind genug
Da waren´s nur noch vier

Vier kleine Ründelein
Die Beine schwer wie Blei
Wie schön wär jetzt ein heißes Bad
Da waren’ s nur noch drei

Drei kleine Ründelein
Die geh’n auch noch vorbei
Wie schön wenn heut‘ schon Sonntag wär
Da waren’ s nur noch zwei

Zwei kleine Ründelein
Uns brennen jetzt die Beine
Egal da muß man jetzt noch durch
Da war’ s auch nur noch eine

Ein kleines Ründelein
Ich fühl‘ mich wie ein Held
Der Rodgau 50 ist gerockt
Was kostet heut‘ die Welt

Dienstag, 22. Januar 2013

Woran erkenne ich, dass ich #Rodgau50 verrückt bin?

  • Ich trage seit einer Woche lange Unterhosen
  • Ich sprühe mir morgens und abends Kamillosan in den Hals, um ja keine Erkältung zu bekommen
  • Ich setze mich in der S-Bahn um, sobald einer neben mir oder gegenüber hustet oder schnieft
  • Ich checke als Erstes morgens die Wetter-App für Rodgau
  • Ich mache einen Riesenbogen um jede mögliche Eisfläche auf den Gehwegen
  • Ich fahre kein Rad mehr
  • Ich gehe tatsächlich heute aufs Laufband (igitt)
  • Meine meistgeklickte Webseite heisst Rodgau50 bei Twitter
  • Ich schlafe schlecht und viel zu wenig
  • Ich habe beheizte Schuheinlagen für mein Support bestellt
  • Meine Wettkampfklamotten sind schon gerichtet
  • Ich entwickle eine Haßliebe zu Runalyze wegen meiner Prognose

Sonntag, 20. Januar 2013

Mein Jahresrückblick 2012


2012 war für mich sportlich kein besonders erfolgreiches Jahr. Ich würde es eher ein Jahr der Transition nennen.
Der Januar fing schon verletzungsbedingt mit Pause an und erst am 12. Februar konnte ich nach auskurierter Sehnenscheidenentzündung im Sprunggelenk zum ersten Mal die Laufschuhe schnüren.

Ein Ziel war schnell formuliert: Einen Tag vor Muttertag stand er Halbmarathon in Mannheim auf dem Programm, aber auch nur, wenn ich mich trainingsbedingt in der Lage fühlen würde, den Lauf unter zwei Stunden zu beenden.

Die ersten Laufversuche waren recht Erfolg versprechend, trotz insgesamt acht Wochen Pause musste ich nicht ganz von Null anfangen. Als ich im heimischen Mühlheim den Fackellauf über 9 km in relativ flotter Geschwindigkeit hinter mich bringen konnte und
Auch der Halbmarathon, den ich dank Wolfgangs verletzungsbedingten Rückzugs aus der zweiten Startgruppe in Angriff nehmen durfte lief anfangs sehr gut. Leider meldeten sich ab km 18 wieder die altbekannten Schmerzen im Fuß. Ich konnte den Lauf zwar, auch dank der Unterstützung meiner Eltern und einer Abordnung des #twitterlauftreff, deutlich unter zwei Stunden beenden, mir gelang sogar beim völlig verregneten SportScheck Stadtlauf in Frankfurt trotz widrigster Wetterumstände sogar eine persönliche Bestzeit über 10 km, aber das Leiden ging wieder von vorne los.

Auch der Orthopäde war relativ ratlos, Krankengymnastik minderte zwar die Beschwerden, aber die Ursachen der Probleme in meiner Körpermechanik wurden dadurch nicht behoben.
Auf Anraten von Nicola und José machte ich daher meinen ersten Termin bei Kerry Egan, einer amerikanischen Chiropraktikerin und Kinesiologin.

In Deutschland ist das keine medizinische sondern eine heilpraktische Tätigkeit. Entsprechend skeptisch aber auch neugierig ging ich mein neues Projekt an. Zu meiner Überraschung zeigte sich nach einer umfangreichen Anamnese bereits bei der ersten Sitzung eine überraschende Besserung. Ohne überhaupt mein Sprunggelenk oder meinen Fuß direkt behandelt zu haben löste sich die extreme Verspannung um meine Plantarsehne. So gelang es ihr innerhalb weniger Sitzungen, einige meiner muskulären Dysbalancen zu beseitigen, während ich mit gebremstem Schaum weiterhin 2-3 kurze Laufeinheiten pro Woche absolvierte.

Anfang August erhielt ich dann einen Anruf von BMW, dass ich bei einem Gewinnspiel eine Laufreise zum Marathon du Médoc gewonnen hätte. Ein kurzer Blick auf den Kalender genügte, um mir darüber klar zu werden, dass vier Wochen Vorbereitung für eine vernünftige Vorbereitung viel zu kurz seien.

Trotzdem machte ich mich direkt ans Werk, die Beine fühlten sich gut an und es kam, was kommen musste. Gleich am ersten Wochenende zog ich mir am anderen Bein ein übles Schienbeinkantensyndrom zu. Die Diagnose und Behandlung durch den Orthopäden war niederschmetternd: Eis, Schmerzmittel, Bein hochlegen und Laufpause.

Gott sei Dank konnte ich für die Grundlagenausdauer weiterhin Fahrrad fahren und so fuhr ich (schließlich bis in den Herbst hinein) mit dem Rad ins Büro und führte auf dem Heimweg meine Einheiten durch.

Außerdem ging ich jetzt 2x pro Woche zu Kerry, um wenigstens Linderung zu erhalten. Noch am Dienstag vor dem Wettkampfwochenende schleppte ich mich die 500m von der U-Bahn-Station nur humpelnd bis zur Praxis. Doch das „Wunder“ geschah. Bei dieser über einstündigen, sehr schmerzhaften Behandlung lösten sich die Symptome quasi in Luft auf.

Zwar konnte ich mit ganzen 7 km Laufen in der Vorbereitung nur an Run & Walk denken, aber ich finishte meinen ersten Marathon, obwohl ich bei 36° im Schatten (wo war der nur?) ausgiebig an allen Weinproben unterwegs teilnahm. Ich konnte doch nicht wissen, wie lange mich meine Füße tragen würden. Was wäre es da für eine Schande gewesen, nicht bei all den angesteuerten Spitzenchateaus zu kosten. Die Erschöpfung war nicht wesentlich größer als sie ohnehin gewesen wäre, und mein Schienbein ist völlig schmerzfrei.

Nach einer anschließenden mehrwöchigen aktiven Erholungsphase bereite ich mich seitdem langsam und ohne Druck auf das Laufjahr 2013 mit seinen neuen Herausforderungen vor.
Ich wechselte meine Einlagen, aus denen ich dank neuer Muskelbalance herausgewachsen war. Ich gehe weiterhin, allerdings in deutlich größeren Abständen zur Chiropraktik.
Außerdem nehme ich 1x pro Woche an Kursen für Yoga und Pilates teil.

Um die Versorgung mit ausgezeichneten Laufequipment muss ich mir zur Zeit auch keine Sorgen machen, da ich mich jetzt „Messenger of Run Happy“ von Brooks nennen darf.

Zwar gab es Ende Dezember nochmal durch eine heftige Bänderdehnung einen erneuten Rückschlag, aber dank eines erstaunlich guten Heilungsprozesses werde ich wohl am 26.1.2013 beim 

starten können. Bisher habe ich noch nicht vor, zu finishen, da ich mir keinen Druck mehr aufbauen will, aber man weiß ja nie…

An dieser Stelle ist es auch Zeit, meinen vielen Lauffreunden (speziell vom #twitterlauftreff) zu danken. Ohne Euch und die andauernde Aufmunterung, die Tipps und den Beistand wäre ich nie so weit gekommen.

Für die Zahlenfreunde:

Laufen: 1.151 km 128x
Fahrrad: 1.189 km 107x