Freitag, 29. April 2016

Weiltalmarathon - Kein Lauf wie jeder andere

Ein Landschaftsmarathon wie der am Weiltalweg ist schon eine ganz andere Herausforderung als flache Stadtläufe. Statt 10.000 oder sogar 40.000 Menschen befinden sich hier nur an die 1.000 Starter auf der Strecke. Entsprechend ruhig und besinnlich verläuft der Wettkampf und unterwegs haben die Läufer an der Strecke nur wenig Publikum. Dafür hat man Zeit, den Blick schweifen zu lassen, soweit es die Beine zulassen und einfach die Natur zu genießen, oder aber auch an sich zu zweifeln und einsam zu kämpfen.
Das Streckenprofil ist schwierig und obwohl die letzten 20 km im Weiltal Richtung Weilburg fast ausschließlich abwärts verlaufen , mag man das nach den teilweise sehr anstrengenden Steigungen auf der ersten Rennhälfte, vor allem hinauf nach Traisberg, kaum noch schätzen.




Neben einigen etwas schwierigeren Geröllpassagen, auch abwärts, ist man aber heilfroh, dass man dann wenigstens laufen lassen kann.
Ich war zum zweiten Mal nach 2013 am Start und kam mit guten Erinnerungen nach Schmitten zum Start. Beim Weiltalmarathon knackte ich auf Anhieb die 4 Stunden Marke, ein Ereignis, das mir damals noch die Tränen in die Augen trieb.
Vom ersten Antritt wusste ich noch, dass es relativ schwierig war, am Anfang einen vernünftigen Rhythmus zu finden, aber ich fühlte mich gut und locker. Den Anstieg nach Traisberg ging ich sogar extrem langsam an und ließ mich von vielen Mitläufern überholen. Ich kann ziemlich passabel bergab laufen und so machte ich mir keine Sorgen.




Sorgen machte ich mir erst bei der 10km Marke, die ich unter 49 Minuten passierte. Das war für meine anvisierte Zielzeit zwischen 3:45 und 4:00 viel zu schnell! So nahm ich gefühlt einiges an Tempo heraus, aber immer noch lief es viel zu gut.
Bei 1:47:30 passierte ich dann die Halbmarathonmarke und ich wusste, dass es jetzt nur noch zwei Möglichkeiten gab. Entweder ich hatte einen Sahnetag erwischt oder die zweite Hälfte würde knüppelhart.
Bei km 25 passierte es dann: Mir ging so langsam die Luft aus. Die Beine wurden schwer und ich wurde nun ständig von anderen Läufern überholt. Zwar konnte ich immer noch einigermaßen im 6er Schnitt vor mich hinlaufen, aber Spaß machte das keinen mehr.

Die Beine brannten und ich kämpfte mich von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation.
Ständig in der Hoffnung, dass sich der Körper erholen und ich wieder Anschluss an einen Mitläufer finden würde. Stattdessen wurde ich weiter durchgereicht und der mentale Kampf begann.

Erst als Weilburg so langsam in Sichtweite kam, entspannte ich mich, dann sogar so sehr, dass ich 500 Meter vor dem Ziel noch über den Fuß eines Absperrgitters stolperte und beinahe zu Fall kam.
Das Ziel erreichte ich dann endlich, erschöpft aber doch mit einem Lächeln im Gesicht, in 3:53,02 und damit wieder unter der magischen Marke.

Insgesamt bin ich im Nachhinein sehr glücklich, war dies doch mein erster Marathon nach 1 1/2 Jahren (Ich weiß, dazwischen gab es 2x #Rodgau50) und dann mit letztendlich gutem Ausgang.


Mitnehmen für mich kann ich, dass auch eine gewisse Erfahrung und das Alter einen nicht bewahrt vor Fehleinschätzungen und die graphische Analyse zeigt sehr deutlich, wie sehr ich Opfer meines Anfangstempos geworden bin.



Den Wettkampf bin ich erneut im sehr leichten HOKAONEONE Clifton2 gelaufen, der mir nach wie vor sehr gute Dienste leistet, obwohl das Sohlenprofil nach 500 km doch schon deutliche Abnutzungserscheinungen zeigt.
All-Over-The-Top übrigens mal wieder der Duschwagen der Firma Grohe. Es gibt fast nichts schöneres, als nach einem Marathon unter einer heißen Regenwalddusche zu stehen.


Fotos: Christian Wald-von der Lahr, eigene