Donnerstag, 27. September 2012

Mein neues Folterwerkzeug - "The Stick"

Angeregt von Kerry Egan, meiner Chiropraktikerin und Kinesiologin benutze ich seit ein paar Tagen ein neues Folterwerkzeug.


"The Stick"





Im ersten Moment war ich ein bisschen skeptisch. Konnte das Plastikteil meine Blackroll Orange ersetzen, ähnlich gute Dienste verrichten oder komme ich damit gar nicht zurecht.
Das Ergebnis ist ziemlich eindeutig: Schon nach wenigen Nutzungen möchte ich meinen Roller nicht mehr missen.
Vor dem Training zum Aufwärmen, nach dem Training zum Lockern der Muskulatur, an trainingsfreien Tagen einfach so. Zwar ist er etwas zu lang, um ihn unerkannt in eine Tasche zu stecken, aber ich nehme ihn mit ins Büro und zu Hause liegt er immer griffbereit direkt neben meinem Schreibtisch. Und wenn immer ich ihn sehe möchte ich ihn auch gleich benutzen.
Sind die Behandlungen, vor allem an den Schwachstellen, auch ein wenig schmerzhaft, so stellt sich anschließend sofort ein wohliges Wärmegefühl dank guter Durchblutung ein.
Mittlerweile muß ich sagen, selbst wenn ich sich meine Muskeln nach anstrengendem Training, speziell am Folgetag sehr gestresst anfühlen, sorgt der entspannende Effekt dafür, dass der Schmerz und die Müdigkeit verschwinden. Ich bekomme dann unmittelbar neue Lust auf weiteres Training.




Das sagt Tim Borland, Ultramarathoni, dazu.

Auf den weiteren Videos findet man Anleitungen für einzelne Bereiche bzw. Symptome. Ob mir das letztendlich bei meiner Verletzungsanfälligkeit hilft, wird die Zeit zeigen. Aber allein das durch die Anwendung ausgelöste Wohlgefühl macht den Wert des Gerätes aus.


Zu beziehen ist das Folterwerkzeug hier

Montag, 17. September 2012

Mein Marathon du Médoc 2012 - Das Rennen


So fuhren wir dann in einer 14-stündigen kombinierten Zug- und Busfahrt nach Bordeaux. Das langes Bus fahren eine Qual ist, auch und gerade über Nacht, wurde mir mal wieder eindrucksvoll bestätigt.
Am nächsten Tag besichtigten wir dann Bordeaux und am Freitag stand noch eine Visite der Dune du Pilat und des kleinen Städtchens Arcachon am gleichnamigen Bassin an. Doch trotz größerer Belastung, vor allem in den Dünen, war der Schmerz weg.










Endlich, endlich stieg in mir die Hoffnung und auch die Vorfreude auf diesen besonderen Marathon.
Eins gleich vorne weg: Wer bei diesem Ereignis eine gute Zeit laufen will, ist selber Schuld!!!
Über 8000 Läufer, darunter nach den Franzosen sehr vielen Deutsche und Japaner gehen, zum Teil verrückt kostümiert, zum Teil mit abenteuerlichen Anhängern, einzeln oder in Gruppen auf diesen längsten Marathon der Welt.




Hier mal nur ein Einblick unter die diversen Kostümierungen. Jede Sekunde ein neues Motiv









Kommt man bei anderen großen Stadtläufen schon langsam über die Startlinie, so ist es hier noch schlimmer. Die Masse schlängelt sich im Schneckentempo durch die Gassen des kleinen Städtchens Pauillac und wenn man gerade ins Laufen gekommen ist folgt auch schon mit Lynch-Bages das erste Grand Cru Chateau.



Nicht nur die Weinstände, sondern auch die engen Gassen bremsen die Läufer aus. So wird aus einer Run&Walk eine Walk&Run Strategie. Zwischen den Chateaus kommt man zwar ins Laufen, doch die vielen Menschen bremsen einfach aus, und das ist gut so. Schnell folgen Chateau Beychevelle und Gruaud-Larose (mein Favorit auf der Strecke). Bei Pontet-Canet wird der Wein zum ersten Mal auch in richtigen Gläsern serviert.




Immer wieder wechseln sich Landstraßen mit Feldwegen ab, und da es bei 35° auf den ersten fünf Kilometern sogar zu Kämpfen um Wasserflaschen kommt (der einzige Minuspunkt) zieht das Feld nur langsam weiter. Anschließend entspannt sich die Versorgungssituation und die Stimmung verbessert sich von Weinstand zu Weinstand. Wen wundert es?
Noch immer verspürte ich keinerlei Schmerzen, und hatte ich mich anfangs noch nach geeigneten Stellen zum Ausstieg erkundigt, wuchs meine Zuversicht.
Ab km 18 begannen dann die typischen Überlastungsschmerzen, eine Folge der insgesamt nur sieben Laufkilometer der letzten vier Wochen. Doch spätestens beim Erreichen von Mouton-Rothschild (24 km) und nach abermaligen Weindoping bei Lafite-Rothschild nur 1000m weiter war klar, selbst gehend würde ich innerhalb des Zeitlimits ankommen.






Die Stimmung stieg nicht nur bei mir, auch die Versorgung mit Wasser, Cola, Obst, Chips, Crackern und Gateaux und anderen Energielieferanten war sensationell. Die eine oder andere Dusche aus dem Wasserschlauch, das Eintauchen in Wasserfässer, die Musik, da konnte kein Mann mit dem Hammer kommen.
Auch wenn die zweite Hälfte mit einigen Anstiegen relativ anspruchsvoll ist, abkürzen kam nicht mehr in Frage.
Wenn man Chateau Montrose verlassen hat, begibt man sich langsam in den Zieleinlauf.
Drei Kilometer weiter werden Austern und Weißwein, noch mal 1000 Meter weiter Entrecôte und Rotwein kredenzt.




Vor dem Ziel werden noch Eis und kleine Cocktails ausgeschenkt, außerdem kann man sich noch in seinen Landesfarben schminken lassen.




Der Zieleinlauf  auf dem roten Teppich ist nur noch Formsache. Die Versorgung in den Ravitaillement Zelten ist hervorragend. Bier vom Fass, Pasteten, Chips, Küchlein, alles was das Herz begehrt. Dazu eine hervorragende medizinische Betreuung und Massagen und und und …
Ich kann nur sagen: Nicht nur bin ich jetzt Marathoni, dieser Lauf ist etwas absolut besonderes und wer den Medoc nicht mindestens ein Mal im Leben gemacht hat, der verpasst etwas. Für mich war es DER Lauf meines Lebens und ich werde ihn garantiert mit etwas besserer Vorbereitung noch einmal wiederholen.
Wer, wie ich, mit einem solchen Highlight startet, weiß gar nicht, ob das jemals zu toppen ist.


Kein so langer Bericht ohne Danksagung:

Dieser geht zuallererst und mit weitem Abstand an Dr. Kerry A. Egan: „Without you I would never ever been able to start AND to finish this race. I am deeply indebted to you!!!“

Dann natürlich an BMW Marketing für die Ausschreibung und den Gewinn.

Mein besonderer Dank gilt Nils Krekenbaum von www.laufreisen.de für die Organisation und Durchführung der kompletten Reise: „Sollte ich gesund und fit bleiben, war das bestimmt nicht meine letzte Fahrt mit euch.“


Fotostream

Impressionen







Die Balade

Nicht zu vergessen gehört am Tag nach dem Marathon ein gemeinsamer Spaziergang von 10 km über mehrere Weingüter zur Tradition dieser Veranstaltung. Bewaffnet mit einem kleinen Weinschüsselchen werden zur Regeneration diverse kleinere Weingüter mit Ausschank angesteuert.
Dieses Jahr startete das Ereignis am Chateau Cantemerle und endete in Macau. Hier machen sich viele Teilnehmer noch einmal gemeinsam auf den Weg und genießen die Annehmlichkeiten der Region. Ein absolutes Muss für den Körper und die Seele, bei der auch das Absinken des Alkoholspiegels wirkungsvoll verhindert wird.

Fotostream: https://picasaweb.google.com/117508110495131398477/LaBaladeDuMedoc2012?authuser=0&feat=directlink

Die Strecke



Freitag, 14. September 2012

Mein Marathon du Médoc 2012


Teil 1 – Die Vorbereitung

Ja, wo soll ich genau anfangen? Etwa, dass ich vor fünf Wochen nicht einmal wusste, dass es ihn gibt, den „längsten Marathon der Welt“.
Schon seit längerem habe ich mich nach insgesamt drei Jahren Lauferfahrung gefragt, ob ich es eines Tages überhaupt angehen sollte, das Erlebnis Marathon. Einige für mich erfolgreiche Halbmarathons hatte ich ja bereits in den Beinen, aber da meine Muskeln und Gelenke bisher jeden ernsthaften Gedanken an längere Strecken verhinderten, stellte sich die Frage „wann und wo?“ nicht, solange das „wie überhaupt?“ nicht geklärt war.
Klar war eigentlich nur, dass der erste und vielleicht einzige Marathon etwas Besonderes sein musste.
Als dann eines Donnerstag abends in der S-Bahn mein Handy klingelte, wurde mir die Entscheidung vom Schicksal abgenommen.
Eine freundliche Dame aus der Marketing-Abteilung von BMW fragte mich, ob ich mich daran erinnern könne, vor einiger Zeit bei einem Gewinnspiel für den Marathon du Médoc mitgemacht zu haben. Ich konnte weder bejahen noch verneinen, da ich bei einigen Marathon-Gewinnspielen, eher aus Gewohnheit als aus Gewinnerwartung, teilgenommen hatte. Da die Akustik sehr schlecht war, bat ich die Dame, mich später noch einmal anzurufen.
Ich hatte immer gedacht, solche Spiele seien nur zum Adressenfang, nicht im Entferntesten hatte ich erwartet, auch noch zu gewinnen.
Doch der Traum endete nicht abrupt, der erneute Anruf erfolgte. Ich würde fünf Tage mit www.laufreisen.de zum Marathon du Médoc fahren. Die Zusage war nach kurzem Blick in den Terminkalender Formsache.
Erst nun fing ich an, mich mit dem Ereignis überhaupt zu beschäftigen. Erstens war ich auf Grund einer Sprunggelenkverletzung in den letzten Wochen maximal 21km pro Woche, und das verteilt auf drei Einheiten gelaufen und zweitens hatte ich lediglich vier Wochen Vorbereitungszeit.
Gott sei Dank ist aber der „Médoc“ kein normaler Marathon. Über 50 Weingüter in der Region Pauillac werden durchlaufen, auf vielen Weingütern und auch unterwegs besteht die Verpflegung nicht nur aus Wasser, Cola und Obst. Nein, es wird Rotwein aus der Region oder vom Weingut, mal in Bechern, mal in Gläsern kredenzt. Dutzende von Kapellen und Bands spielen am Straßenrand und auf den Chateaus. Ein Großteil der Läufer ist verkleidet und die Stimmung ist unbeschreiblich gut.
Bleiben natürlich 42,195 km, die in irgendeiner Weise im Zeitlimit von 6:30:00 gelaufen werden müssen.
Dank intensiver kinesiologischer Behandlung durch Kerry Egan von der Chiropraktik Westend war mein Sprunggelenk weitestgehend schmerzfrei und prompt lief ich in meinen persönlichen Super-GAU: Ich hätte es wissen müssen, man kann seine Wochenpensum unmöglich von 21 auf 52 km steigern, ohne ernsthafte Folgen zu verspüren. Obwohl ich von vorne herein die Run&Walk Strategie von Jeff Galloway wählen wollte und sehr langsam lief, bedeuteten zwei lange Trainingseinheiten hintereinander das vorläufige Aus.
Die Diagnose war ernüchternd und niederschmetternd: Schienbeinkantensyndrom. Die Behandlung eindeutig: Ruhe, Ruhe, Ruhe und Eis. Lediglich Fahrrad war möglich und erlaubt, aber wie sollte ich knapp 42 km durchstehen, wenn ich nicht mal 500m schmerzfrei gehen könnte?

Mit großem Frust und eigentlich ohne Hoffnung ließ ich mich nun zwei Mal pro Woche von Kerry behandeln, doch Fortschritte gab es, zumindest aus meiner Sicht, keine.
Sie war zwar zufrieden und zuversichtlich, hätte sie doch meine wahre Schwäche entdeckt, doch für mich war das wenig Trost, der Marathon rückte näher.
Mein letzter Termin war Dienstag vor dem Lauf, doch am Montag brach sich meine Therapeutin den Fuß.
Und hier fängt eigentlich meine „Liebesgeschichte“ an. Kerry, die mir von José und Nicola so wärmstens empfohlen wurde, schrieb mir, sie wolle mich unbedingt noch einmal behandeln um mir meine Chance nicht zu vereiteln.
Nach einigen Mails und Telefonaten und nochmals geduldigem Warten in der Praxis, traf sie, selbst humpelnd mit Schiene, in der Praxis ein und mir stand die härteste, längste und schmerzhafteste Behandlung der letzten Wochen bevor.
Weit über eine Stunde wurde gedrückt, gezogen, gerenkt und wieder gedrückt. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Bohren beim Zahnarzt dagegen wie streicheln ist.
Und das Wunder geschah. Als ich die Folterbank verließ, war der Schienbeinschmerz einem höllischen Muskelkater gewichen aber ich konnte endlich wieder schmerzfrei gehen.
Trainingseinheiten waren keine mehr vorgesehen, wie auch, nur die Bestätigung von ihr, dass der Zustand meiner Muskeln in den vergangenen Jahren noch nie so gut gewesen sei, wie zu diesem Zeitpunkt.
Ich war und blieb skeptisch und horchte weiter intensiv in meinen Körper hinein.

Teil 2 folgt ...