Mittwoch, 12. Oktober 2011

Mein Laufjahr 2011

In diesem Jahr bin ich bereits über 1200 km gelaufen. Eine Zahl, die Anfang des Jahres für mich völlig unerreichbar schien und auch meine kühnsten Erwartungen übertroffen hat.
Man muss dazu sagen, dass sowohl meine körperliche Konstitution, zusammen mit meinem unperfekten Laufstil eine solche Entwicklung nicht haben erwarten lassen.
Doch einfach mal der Reihe nach:
Nachdem ich mit der Familie meines Kollegen Klaus mehr schlecht als recht die Frankfurt-Marathon-Staffel 2010 hinter mich gebracht hatte, fiel ich in ein tiefes Motivationsloch.
Erst das zufällige Treffen mit einer Bekannten in Offenbach, die mir vorschwärmte, wie schön es ist, bei Schnee im Wald zu laufen, gab mir den nötigen Schub.
Und, was soll ich sagen: Es war toll, genial, sensationell. Quasi von einer auf die andere Sekunde hatte ich wieder Blut geleckt. Allerdings machten mir die Sehnen meines linken Sprunggelenks ständig Ärger.
Erst der komplette Wechsel auf einen neuen Laufschuh (Asics GT2150)erwies sich als die (weitestgehende) Lösung meiner Schmerzprobleme.
Was ich daraus gelernt habe: 1. Ein Schuh, der sich super gut anfühlt beim Laufen (Mizuno Wave Inspire)muss nicht unbedingt gut für meinen Fuß sein. 2. Nach 600km (Asics GT2140) ist bei mir ein Schuh durch. 3. Ich kenne nur einen Orthopädietechniker, der für mich geeignete Einlagen herstellen kann. (Dafür lohnt sich der Weg nach Hösbach jedes Mal).
Von nun an konnte ich auch länger als 10 km schmerzfrei laufen und ein neues Ziel war schnell gesteckt: Mein erster Halbmarathon.
Nach wie vor bin ich Trainingsplanverweigerer und in meiner Naivität dachte ich, wenn ich 2-3 Mal 15-16 km gelaufen bin, dann schaffe ich die restlichen 5 auch locker. Also auf zum Heerbach-City-Lauf in Offenbach. Klaus als Lokomotive eingespannt und los ging es.
Auf 2 Stunden war die Marschtabelle ausgelegt und trotz hohen Pulses konnte ich das Tempo von 5:41 lange gut halten. Es kam was kommen musste, kurz nach km 15 aus dem Nichts begann mein Knie zu schmerzen und die Überlastung nahm ihren Lauf. Ich musste dramatisch Tempo heraus nehmen um überhaupt bis ins Ziel zu kommen, dass ich langsam laufend immerhin in 2:06:50 erreichte.
Zwei Tage rückwärts die Treppe runter laufen und zwei unangenehme Nächte war die gerechte Strafe für meinen Übermut.
Damit war natürlich klar, dass ohne gewissenhaftere Vorbereitung und einige wirklich lange Läufe eine Zeit unter 2 Stunden und ohne Schmerz nicht erreichbar wären.
Durch einen glücklichen Zufall experimentierte ich zu diesem Zeitpunkt ein wenig mit Twitter (wozu braucht man das eigentlich?) und kam über @bluecherHROs zum #twitterlauftreff und lernte sehr schnell einige Leute im Rhein-Main-Gebiet virtuell kennen.
Noch schlimmer: Als absoluter Flachlandtiroler ließ ich mich sogar auf einen Berglauf von Oberursel-Hohemark zur Saalburg und zurück ein. Eigentlich ein völliger Wahnsinn, das mit Leuten zu laufen, die alle schon Marathonerfahrung und –erfolge hatten.
Was soll ich sagen? Die 18 km vergingen dank netter Unterhaltung wie im Flug und irgendwie hatte ich am nächsten Tag nicht mal Muskelkater, dafür aber kiloweise Erfahrung und Tipps erhalten.
Eine Woche später trafen wir uns noch zu einem gemeinsamen Mainuferlauf und mit @Sancho_P habe ich schon einige gemeinsame Laufkilometer hinter mir.
Jetzt brauchte ich also erst mal ein Ziel. Am 4. September sollte in Mühlheim–Dietesheim die nächste Halbmarathonattacke geritten werden. Auf dem Weg dahin wollte ich mir noch ein bisschen Tempohärte zulegen und startete zu meinem ersten 10 km – Wettkampf in Bruchköbel, meinem nächsten Desaster.
Samstag Nachmittag an einem der wenigen Hochsommertage im August, 3 brutale Steigungen und einen 18km Lauf zwei Tage vorher, das konnte ja nicht gut gehen. Aber ich wollte gerne zusammen mit @RunningTwinstar und @ironchrissi ein paar Wettkampfkilometer absolvieren. Schon nach der ersten Steigung hätte ich mich am liebsten übergeben und musste 100 m gehen. Daher musste ich sehr früh mein Tempo deutlich reduzieren. Dank der vielen Verpflegungsstellen gab es wenigstens genügend Flüssigkeit, so dass ich die letzten zwei Kilometer tatsächlich noch beschleunigen und wenigstens ein paar Läufer überholen konnte. Von der Zeit will ich gar nicht reden.
Die Vorbereitung aber lief weiter nach Plan, aber ich hatte die Rechnung ohne den Sturmgott gemacht. Am Dienstag vorher wurde der Lauf in Dietesheim abgesagt und eine Alternative musste her.
Da mir schon einige vorher den Mund wässrig gemacht hatten, fiel die Wahl auf Fulda, allerdings wusste ich nicht, wie hügelig die neue Strecke dort sein würde. Dort waren dann auch @schubath @zetilein @falkojoggt @RunningTwinstar @ironchrissi am Start und es gab die Möglichkeit zum Smalltalk. Außerdem meinte es der Wettergott wieder nicht gut mit mir. Nachdem es bei meiner Anreise noch regnete, riss pünktlich zum Lauf der Himmel auf und subtropische Schwüle setzte allen Läufern mächtig zu.
Wie üblich habe ich mich am Anfang zu schnell losziehen lassen, aber aus meiner letzten Erfahrung hatte ich gelernt, dass Disziplin sehr wichtig ist, nahm Tempo heraus und bereits nach wenigen Kilometern hatte ich trotz der Hitze das Gefühl, dass ich es schaffen könne. Der Veranstalter machte es uns allerdings schwer, da die KM Marken nach der Hälfte der Strecke völlig falsch aufgestellt waren. Ein kurzer Abgleich mit ein paar Mitläufern sorgte hier für Sicherheit, dass ich mich auf meinen Garmin Forerunner 405cx weitestgehend verlassen konnte und so war ich mir 2 km vor dem Ziel sicher, meine Zielzeit unterbieten zu können und lief der Hitze angemessen in 1:59:36 den Lauf zu Ende.
Beflügelt vom Erreichen meines Zieles behielt ich mein hohes Trainingspensum bei und nahm als Nächstes den 10 km Hugenottenlauf in Angriff. Eine Zeit unter 53:00 traute ich mir zu, nur leider vergass ich, auf meiner Uhr die Gesamtlaufzeit anzeigen zu lassen. Bei angenehmen 13° absolvierte ich einen flotten Lauf mit sehr schnellen 3 km am Schluss, doch wusste ich nicht wie schnell ich wirklich unterwegs war. Ich kann gar nicht sagen ob ich jetzt mehr jubeln sollte oder mich ärgern, denn ich lief in 50:21 durchs Ziel. Eine Zeit von der ich vorher nie zu träumen wagte, aber die 21 Sekunden hätte ich auch noch herausholen können, denn pulsmässig hatte ich doch noch einige Reserven.
Was also tun? Klar! Anmeldung zum 10 km Lauf in Frankfurt-Fechenheim.
Zwischendurch meldete sich aber mittlerweile immer wieder mein Sprunggelenk und entschloss mich, einen neuen Orthopäden aufzusuchen, der mich zum MRT schickte. Die Diagnose allerdings war wenig erfreulich: Teile meiner Achillessehne sind angerissen, obwohl ich nichts davon merke und ich habe eine Sehnenscheidenentzündung im Sprunggelenk. Der Arztbesuch steht jetzt an und alles andere als eine verordnete Laufpause wäre doch eine große Überraschung.
Sollte ich meine Saison jetzt vorzeitig beenden oder meine weiteren Ziele jetzt noch weiter verfolgen? Ich entschied mich für die Unvernunft, denn es tut zwar weh, aber eigentlich nur immer am Tag nach dem Lauf und das halte ich bisher für beherrschbar.
Fechenheim erwies sich als ein gutes Pflaster und obwohl meine Pulsuhr leider den Puls eines Mitläufers auffing(Pace 4:50 bei Puls 120 wäre ein Traum) konnte ich mein Tempo gut kontrollieren und auf dem letzten Kilometer noch beschleunigen und beendete den Lauf in meiner neuen persönlichen Bestzeit von 48:46 .
Meinen Trainingsumfang habe ich mittlerweile deutlich reduziert und ausser dem Mainuferlauf(Halbmarathon) in Offenbach am 16.10. und meiner Staffelteilnahme am Frankfurt-Marathon steht nichts mehr auf dem Programm. Hoffentlich erst danach werde ich meine Saison beenden und meinem Sprunggelenk die nötige Regeneration(Laufpause) gönnen.
Ich werde versuchen, meine Form mit Aqua-Jogging und Krafttraining einigermassen zu halten.
Die Ziele fürs nächste Jahr sind dann auch klar formuliert: Gesund werden und Lauftechnik verändern und verbessern. Alles andere kommt dann von alleine.

1 Kommentar:

Twinstar hat gesagt…

Deine 48 Minuten auf dem 10er find eich für deine Lauferfahrung schon krass sensationell. :)